Artikel

Herstellung und Verarbeitung

Vielfältig und regional verankert

Der BÖLW hat 2024 eine Studie zur Struktur der Bio-Verarbeitungswirtschaft in Deutschland durchgeführt. Erstmals liegen nun umfangreiche aktuelle Daten zur Struktur der „echten” Bio-Verarbeitungsunternehmen vor (die amtliche Statistik erfasst auch Betriebe, die nur sporadisch Bio-Produkte herstellen, nur Erzeugnisse abpacken oder in der Gastronomie tätig sind).

In Bayern sind mit 25 Prozent die meisten Bio-Verarbeiter ansässig, gefolgt von Baden-Württemberg mit 17 Prozent, Nordrhein-Westfalen mit 14, Niedersachsen mit 9 und Hessen sowie Rheinland-Pfalz mit je 7 Prozent. Von den ostdeutschen Bundesländern hat Sachsen mit 4 Prozent die meisten Verarbeiter; auf einen ebenso großen Anteil kommt der Stadtstaat Berlin, der vom starken Ökolandbau im benachbarten Brandenburg profitiert.

24 Prozent der befragten Unternehmen erwirtschafteten 2023 mehr als 10 Millionen Euro, 22 Prozent gaben zwischen 1 und 9 Millionen Euro Jahresumsatz an; und der Großteil der Betriebe, 37 Prozent, erwirtschaftete einen Jahresumsatz von bis zu 1 Million Euro. Die Befragung zeigt, dass die Bio-Verarbeitung stark mittelständisch geprägt ist. Hervorzuheben sind zudem die vielfältigen Ausbildungsberufe, die die Unternehmen anbieten und somit insbesondere im ländlichen Raum für berufliche Perspektiven sorgen.

Von den befragten Betrieben verarbeiteten 12,5 Prozent auf dem eigenen Hof und produzieren daher auch viele ihrer Rohstoffe selbst. 72 Prozent der Unternehmen verarbeiteten ausschließlich Bio-Rohstoffe. 68 Prozent der Rohware stammten dabei aus Deutschland; mehr als die Hälfte (56 Prozent) aus der Region. 28 Prozent der befragten Unternehmen verarbeiten sowohl konventionelle als auch ökologische Rohstoffe. 55 Prozent dieser „Mischhersteller” gab an, dass mehr als die Hälfte ihrer Rohwaren Bio war.

Die Betriebe sind hinsichtlich ihrer Vertriebs- und Markenstrategie breit aufgestellt: 40 Prozent der Befragten produzieren für eigene Marken; 76 Prozent stellen in Lohnproduktion für andere Unternehmen her; 33 Prozent betreiben reine Abfüllung (Mehrfachnennungen waren möglich). 12 Prozent gaben an, Markenartikel auch zu vertreiben, ohne sie selbst herzustellen. Darunter fallen Hersteller, die unter ihrer Marke auch Produkte anderer Hersteller vertreiben. Umgekehrt stellt ein Großteil der Unternehmen sowohl für eigene als auch für fremde Marken her.

Die Vertriebs- und Markenstrategie ist hoch diversifiziert.

Der Vertrieb erfolgte bei 88 Prozent der Unternehmen über mindestens zwei Wege. Wichtigster Vertriebsweg war der Fachhandel (80 Prozent) und der Lebensmitteleinzelhandel (56 Prozent). Diese Zahlen sagen nichts über Mengen aus, sondern geben den Anteil der Befragten wieder, die diese Vertriebswege nutzen. 48 Prozent der Unternehmen betreiben einen Online-Shop, 22 Prozent liefern in die Außer-Haus-Verpflegung (Kantinen, Restaurants). Zu den am meisten bedienten Produktkategorien gehören Brot und Backwaren, Feinkost, Fleischerzeugnisse sowie vegane oder vegetarische Produkte. In vergleichbarem Umfang werden Gemüse- und Milchprodukte hergestellt.

Auch in puncto Energie ist die Branche nachhaltig: 80 Prozent der Betriebe beziehen Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Der bundesdeutsche Schnitt liegt bei 54 Prozent. Mehr als die Hälfte der Bio-Betriebe erzeugt zudem selbst ihren Strom, vorrangig aus Solarenergie.

Fazit: Deutschland verfügt über eine vielfältige mittelständische Verarbeitungslandschaft. Damit diese Unternehmen ihren wichtigen Beitrag zur Bio-Entwicklung angesichts der Konzentrationsprozesse in der Lebensmittelindustrie auch künftig leisten können, braucht es gute Rahmenbedingungen, von Förderung über Forschung und Ausbildung bis hin zu fairen Wettbewerbsbedingungen und weniger Bürokratie.