Grundsätzlich sind die Zukunftsaussichten für die Bio-Verarbeitung gut: Die Bio-Nachfrage steigt seit Jahrzehnten, Nachhaltigkeit bleibt ein „Megatrend“. Auch für Gründerinnen und Gründer ist der Bio-Markt mit seinen oft regional orientierten, innovativen und flexiblen Strukturen attraktiv. Allerdings gefährden die seit Jahrzehnten laufenden Konzentrationsprozesse in der Ernährungswirtschaft auch kleine und mittelständische Bio-Verarbeitungsbetriebe: Deren Fokus auf vielfältige Rohstoffe und Produkte, Nachhaltigkeit und schonende, wertgebende Verarbeitungsverfahren wird durch die derzeitigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen nicht unterstützt, sondern führt zu höheren Kosten und Produktpreisen, also Wettbewerbsnachteilen.
Investitions- und Wirtschaftsförderprogramme von Bund und Ländern sind für nachhaltig wirtschaftende KMU (1) in der Antragstellung und -abwicklung viel zu kompliziert oder die Voraussetzungen für die Förderung sind gar nicht erfüllbar. Hilfen für die Umstellung auf Bio, wie sie in der Landwirtschaft seit Jahrzehnten bewährte Praxis sind, gibt es für Verarbeitungsbetriebe bisher nicht. Wichtige Impulse könnten „wahre Preise“ (englisch „True Cost“) geben. Das Ziel: Die gesellschaftlichen Kosten der konventionellen Produktion von Lebensmitteln werden nicht länger der Allgemeinheit aufgebürdet, sondern den Verursachern, z. B. über eine Pestizid- oder Stickstoffüberschussabgabe. Die niedrigeren Umweltfolgekosten könnten durch reduzierte Mehrwertsteuersätze für Bio-Lebensmittel belohnt werden. Damit würde ein Teil des Marktversagens bei der Nutzung von Umweltgütern gemindert. Dies trägt zu einem gesellschaftlichen Mehrwert bei.
(1) KMU umfasst Kleinst unternehmen, kleine Unternehmen und mittlere Unternehmen
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Illustrationen & Charts: Pötting Information Design