Berlin, 13.02.2019. Sauberes Trinkwasser, vielfältige Agrarlandschaften und hohe Tierwohlstandards – die gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft haben sich in der letzten Dekade deutlich erhöht. Inwiefern die Ökologische Landwirtschaft diese Erwartungen erfüllt, wurde in einer umfangreichen Studie untersucht. Die Auswertung sämtlicher relevanter Forschungsarbeiten der letzten 30 Jahre zeigt: Die Ökologische Landwirtschaft erbringt vielfältige gesellschaftliche Leistungen und gilt zu Recht als eine Schlüsseltechnologie auf
dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.
Von der Landwirtschaft wird heute erwartet, dass Getreide, Obst oder Fleisch umweltverträglich und tierwohlfreundlich produziert werden. Um in diesem Zusammenhang die Leistungen der Ökologischen Landwirtschaft bewerten zu können, wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „Leistungen des ökologischen Landbaus für Gesellschaft und Umwelt“ der Stand des Wissens zu diesem Thema aufbereitet und analysiert. Besonderes Augenmerk legten die Wissenschaftler dabei auf die Bereiche Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz und -anpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl. In der Studie wurden die Ergebnisse aus 528 wissenschaftlichen Vergleichsstudien mit mehr als 2.800 Einzelvergleichen untersucht, in denen die Leistungen ökologisch und konventionell wirtschaftender Betriebe verglichen wurden.
Die Auswertung der Daten sowie die Analyse der Bio-Produktionsvorschriften, die im Folgenden dargestellt sind, verdeutlichen die Vorteile der ökologischen Wirtschaftsweise im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse auf, wo Entwicklungsbedarf im Ökolandbau besteht.
Wasserschutz
Die Auswertung ergibt, dass Bio die Stickstoffausträge deutlich vermindert – im Mittel um 28 %. Weil im Ökolandbau chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel tabu sind, wird der Eintrag von Wirkstoffen mit einer potenziell hohen Umwelttoxizität unterbunden. Auch bei Tierarzneimitteln und phosphorhaltigen Düngemitteln kann aufgrund der Rechtsvorschriften von deutlich geringeren schädlichen Einträgen ausgegangen werden. Für eine gut abgesicherte Aussage lagen allerdings nicht genügend geeignete Studien vor. Insgesamt wies die Öko-Landwirtschaft bei 71 % der Paarvergleiche mit Blick auf den Austrag kritischer Stoffgruppen eindeutige Vorteile gegenüber der konventionellen Bewirtschaftung auf. Insofern trägt der Ökolandbau zum Gewässerschutz bei – insbesondere in Trinkwasserschutzgebieten.
Bodenfruchtbarkeit
Regenwürmer sind ein Maß für lebendige, fruchtbare Böden. Bei Öko-Bewirtschaftung waren die Regenwurmpopulationen mit Blick auf deren Anzahl als auch das Gewicht der Tiere im durchschnittlich um 78 bzw. 94 % höher. Bei 62 % der Vergleichspaare führte Bio im Oberboden zu einer geringeren Versauerung – dies wirkt sich positiv auf die Bodenorganismen und das Pflanzenwachstum aus. Bezüglich des Gehaltes an pflanzenverfügbarem Phosphor im Oberboden konnte keine eindeutige Tendenz für bio oder konventionell festgestellt werden. Der Eindringwiderstand in den Boden, der das Ausmaß der Schadverdichtung anzeigt, war im Öko-Ackerbau im Mittel geringer (Median: 22 %) – dieses Ergebnis basiert jedoch auf nur vier Studien. Berücksichtigt man alle Indikatoren, liegt Bio hinsichtlich der Bodenfruchtbarkeit bei 56 % der Vergleichspaare vorn.