Pressemitteilung

BÖLW zur Herbst-Agrarministerkonferenz

GAP / Ökolandbau / ASP / Weidetierprämie

Weiskirchen/ Berlin, 23.09.2020. Auf der Amtschef- und Agrarministerkonferenz von Ländern und Bund unter Vorsitz des Saarlandes stehen unter anderem die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP), Umweltaspekte und Nachhaltigkeit in der Agrarwirtschaft, die ländliche Entwicklung, Ökolandbau und Klimaschutz auf der Agenda. Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), kommentiert ausgewählte Themen: 

Ökologischer Landbau: Strategien angepasst und zukunftsorientiert/ Forschung stärken und nicht kürzen

„Es ist richtig und sinnvoll, dass die Länder den Bund auffordern, Bio nicht nur auf der Angebots- sondern auch auf der Nachfrageseite zu stärken. Mehr Verbraucherinformation trägt dazu ebenso bei wie auch mehr Bio in der Außer-Haus-Verpflegung. Julia Klöckner muss dafür sorgen, dass auch in allen Kantinen des Bundes mindestens 20 % Bio serviert wird.

Die Länder sollten Julia Klöckner aber auch auffordern, mehr in Bio-Forschung zu investieren, anstatt die winzigen Öko-Forschungsmittel auch noch zu kürzen wie im Rekord-Haushalt für 2021 angelegt ist. Das BMEL plant auch, die wichtige Eiweißpflanzenstrategie um 20 % zusammenzustreichen. Beides geht komplett in die falsche Richtung. Die Mittel für die Bio-Forschung liegen aktuell unter 2 % der Agrarforschungsmittel.“

Gekoppelte Stützung für die Weidetierhaltung von Schafen und Ziegen

„Es ist wichtig, dass Tiere in der Landschaft gehalten werden können. Nicht nur für die Schafe oder Ziegen, die auf der Weide ihr artgerechtes Verhalten ausleben. Sondern auch für die Artenvielfalt. Denn ohne Dung gibt es für viele Käfer keinen Lebensraum und Insekten und Vögel finden kein Futter. Eine stabile Nahrungskette braucht Weidetierhaltung.“

Aktuelle Pflanzenschutzmittelsituation in Deutschland

„Pro Hektar kamen in den vergangenen 25 Jahren immer mehr Pestizide auf unsere Äcker. Denn durch mehr Bio-Betriebe schrumpfte die tatsächlich gespritzte Fläche jedes Jahr. Die EU zielt mit der Farm to Fork-Strategie auf 50 % weniger Pestizideinsatz bis 2030. Mehr Ökolandbau ist das einfachste Mittel für weniger Pestizide. Deshalb sollte Deutschland dem Vorbild der EU-Kommission folgen und das Bio-Ziel auf mindestens 25 % erhöhen.“

Langfristige Vision für ländliche Räume

„Starke Dörfer brauchen starke Betriebe, vom Bauernhof über die Bäckerei, Molkerei oder Mühle bis zum Händler. Immer mehr Bio-Unternehmen bieten Menschen Arbeit und Bäuerinnen und Bauern Absatz – und damit Mensch und Umwelt eine Zukunft in der Region. Wie wichtig eine resiliente Lebensmittelwirtschaft ist, hat die Corona-Krise deutlich gezeigt. Entscheidend ist, die gesamte Wertschöpfungskette zu stärken. Hier sind die Regierungen gefragt, Bio-Unternehmen über die Gemeinschaftsaufgaben (GAK & GRW) aktiv zu unterstützen.“

Afrikanische Schweinepest (ASP)

„Bio-Schweinehalter zeigen, wie eine artgerechte Schweinehaltung geht. Wichtig ist, dass ihre innovative, prämierte und besonders tiergerechte Haltung auch im Rahmen der ASP-Vorsorge bestehen bleibt. Eine Aufstallungspflicht für Bio-Schweine wäre das Ende der artgerechten Schweinehaltung. Denn die Tränke oder auch die Fütterungseinrichtung liegt bei etlichen Stallsystemen im Außenbereich. Und für die Schweine ist natürlich auch der Platz an der frischen Luft vorgesehen. Die Praxis vergangener Schweinepestereignisse hat gezeigt, dass eine doppelte Einzäunung von Stall und Betriebsgelände den Kontakt von evtl. erkrankten Wildschweinen und gesunden Hausschweinen ausschließt. Entscheidend ist vor allem, die Verbreitung von ASP durch den Menschen zu stoppen. Jagdtourismus in ASP-Gebieten u. ä. muss unterbunden werden. Die Länderminister fordern wir auf, die Haltung mit Auslauf zu sichern.“

Bericht der Vereinten Nationen zu „TEEB AgriFood Die Ökonomie der Ökosysteme und der Biodiversität für die Landbewirtschaftung und die Lebensmittelwirtschaft“

„Bio stärkt Biodiversität. Der Vorteil von Öko für die Artenvielfalt ist wissenschaftlich belegt. Die große Metastudie des Thünen-Institutes ergab, dass die Artenzahlen bei Ackerflora und Feldvögeln bei Öko-Bewirtschaftung im Mittel um 95 % bzw. 35 % höher liegen. Bund und Länder müssen entsprechend handeln und bei Ackerbaustrategie oder Insektenschutzgesetz auf Bio setzen. Klar ist dabei, Ressourcenschutz kostet Geld. Bauern, die enkeltaugliche Landwirtschaft betreiben, müssen dafür auch honoriert werden. Auch hier haben Bund und Länder alle Hebel in der Hand: Julia Klöckner und ihre Kollegen müssen die agrarpolitischen Weichen endlich entschieden auf Öko stellen. Die Reform der GAP bietet dafür jetzt die perfekte Gelegenheit.“

Agenda zur Anpassung von Landwirtschaft an den Klimawandel

„Die GAP bestimmt mit Milliarden Euro Steuergeld, welche Landwirtschaft sich lohnt. Die EU-Kommission will, dass mit der GAP-Reform 40 % der Agrargelder in Klimaschutz investiert werden sollen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner muss dafür sorgen, dass die GAP die Bauern honoriert, die klimafreundlich wirtschaften. Klöckner muss den Ausstieg aus einer Agrarpolitik einleiten, die Landwirtschaft auch dann subventioniert, wenn sie dem Klima schadet. Dass die Bundesregierung das Ziel 20 % Ökologische Landwirtschaft aus dem Koalitionsvertrag umsetzt, ist für eine erfolgreiche Klimaschutzpolitik essenziell. Klimaschutzpolitik heißt, dass Bauern dabei unterstützt werden, mit Humusaufbau überschüssigen Kohlenstoff dauerhaft im Boden festzulegen. Auch die Widerstandskraft gegen die Folgen der Klimaveränderungen wird so gestärkt. Für all das können Julia Klöckner und ihre Kollegen bei der GAP jetzt die Weichen stellen. Bio ist positiv mit Blick auf die Klimaanpassung. Öko-Böden nehmen nachweislich schneller Wasser auf und speichern dieses besser – das ist vorteilhaft sowohl bei Starkregen als auch Trockenheit.“


5358 Zeichen (O-Töne), Veröffentlichung honorarfrei, um ein Belegexemplar wird gebeten, Ansprechpartner: BÖLW-Pressestelle, Joyce Moewius, Tel. +49 30 28482-307.

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Der BÖLW ist der Spitzenverband deutscher Erzeuger, Verarbeiter und Händler von Bio-Lebensmitteln und vertritt als Dachverband die Interessen der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland. Mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken werden jährlich von über 42.000 Bio-Betrieben fast 12 Mrd. Euro umgesetzt. Die BÖLW-Mitglieder sind: Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller, Biokreis, Bioland, Biopark, Bundesverband Naturkost Naturwaren, Demeter, Ecoland, ECOVIN, GÄA, Interessensgemeinschaft der Biomärkte, Naturland, Arbeitsgemeinschaft der Ökologisch engagierten Lebensmittelhändler und Drogisten, Reformhaus®eG und Verbund Ökohöfe.