Berlin, 29.09.2020. Das Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft stellte gemeinsam mit dem Umweltinstitut München heute seine Citizen Science-Studie „Pestizid-Belastung der Luft“ vor. Ergebnis: Chemisch-synthetische Pestizide oder deren Abbauprodukte „verbreiten sich kilometerweit durch die Luft und lassen sich praktisch überall in Deutschland nachweisen.“[1] Der Vorsitzende des Bio-Spitzenverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, kommentiert:
„Die Studie zeigt das ganze Dilemma unserer Betriebe. Denn genau die Bauern, die gar keine chemisch-synthetischen Pestizide wie Glyphosat oder Pendimethalin einsetzen, haben den Schaden. Und bleiben auf den Kosten sitzen, die entstehen, wenn Pestizide auf ihre Felder wehen. Dann kann es nämlich passieren, dass die Produkte nicht mehr als Bio-Waren verkauft werden dürfen.
Es ist nicht haltbar, dass Bio-Bauern, die schon heute zeigen, wie Pflanzen ökologisch gesundgehalten werden, für Versäumnisse büßen müssen, die damit zusammenhängen, wie Pestizide zugelassen werden oder wie sie ausgebracht werden dürfen. Die Abdrift chemisch-synthetischen Pestizide muss viel stärker beachtet werden, wenn es um Zulassung geht. Und auch nach der Zulassung eines Pestizids muss systematisch überprüft werden, wie sich die Stoffe jenseits der Labor-Modellrechnungen in der Natur verhalten.
Wir begrüßen, dass das BVL[2] endlich von öffentlicher Seite ein Umwelt-Monitoring einsetzen will. Wichtig ist, dass rasch ein breites Messstellennetzwerk aufgebaut und möglichst breit nach Wirkstoffen gescreent wird. Das kostet Geld, das die aufbringen müssen, die solche Stoffe verkaufen wollen. Entscheidend ist auch, dass die Monitoring-Ergebnisse dazu führen, die Zulassungen evidenzbasiert anzupassen.
Was der Biene schadet, muss vom Markt. Das hat Bundesministerin Klöckner gesagt[3], die auch das Ziel 20 % Bio aus dem Koalitionsvertrag umsetzen muss. Mehr Bio geht nur, wenn die Bio-Höfe nicht auf eigene Gefahr mit den Pestizidanwendungen ihrer Nachbarn fertig werden müssen. Schließlich wirtschaften Öko-Betriebe nicht auf einer Insel oder unter der Glasglocke.“
Zur Studie des Bündnisses enkeltaugliche Landwirtschaft http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/2020/pestizide/pestizidrueckstaende-in-der-luft-wir-haben-nachgemessen.html
Wie Bio-Bauern ihre Pflanzen gesund halten, lesen Sie auf https://www.boelw.de/themen/pflanze/gesundheit/.
Einen Kommentar und ausführlichen Hintergrund zum diesjährigen Pestizidabsatz lesen Sie auf https://www.boelw.de/themen/pflanze/gesundheit/artikel/boelw-kommentar-zu-pestizidabsatzbericht/
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Der BÖLW ist der Spitzenverband deutscher Erzeuger, Verarbeiter und Händler von Bio-Lebensmitteln und vertritt als Dachverband die Interessen der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland. Mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken werden jährlich von fast 50.000 Bio-Betrieben etwa 12 Mrd. Euro umgesetzt. Die BÖLW-Mitglieder sind: Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller, Biokreis, Biopark, Bioland, Bundesverband Naturkost Naturwaren, Demeter, Ecoland, ECOVIN, GÄA, Interessensgemeinschaft der Biomärkte, Naturland, Arbeitsgemeinschaft der Ökologisch engagierten Lebensmittelhändler und Drogisten, Reformhaus®eG und Verbund Ökohöfe.
[1] Pressemeldung und Studie online auf http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/2020/pestizide/pestizidrueckstaende-in-der-luft-wir-haben-nachgemessen.html.
[2] S. Fachmeldungen des BVL: https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Fachmeldungen/04_pflanzenschutzmittel/2020/2020_08_06_Fa_Plaene_Luftmonitoring.html und https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Fachmeldungen/04_pflanzenschutzmittel/2020/2020_08_28_Fa_Veroeffentlichung_Machbarkeitsanalyse_Luftmonitoring.html
[3]www.cducsu.de/themen/verkehr-umwelt-bau-ernaehrung-und-landwirtschaft/julia-kloeckner-was-der-biene-schadet-muss-vom-markt-genommen-werden