In der Ökologischen Landwirtschaft werden die Tiere weitgehend in den Betriebskreislauf integriert. Das bedeutet, dass nur so viele Tiere gehalten werden, wie von der Betriebsfläche am betreffenden Standort ernährt werden können. Eine solche flächengebundene Tierhaltung stellt sicher, dass es nicht zu schädlichen Umweltwirkungen, z. B. durch Überdüngung, kommt. Gleichzeitig wird auf eine artgerechte Fütterung der Tiere geachtet, die ihren ernährungsphysiologischen und artspezifischen Bedürfnissen gerecht wird.
Enge Kopplung von Futtererzeugung und Tierhaltung
In der Ökologischen Landwirtschaft wird die Tierhaltung möglichst vollständig in den individuellen Betriebskreislauf integriert. Die Anzahl der Tiere pro Hektar Acker, Wiese oder Weide ist daher deutlich niedriger als auf konventionellen Höfen. Dieser systemorientierte Ansatz stellt eine angepasste Wirtschaftsdüngerversorgung sicher, vermeidet unerwünschte Umwelteffekte, wie beispielsweise Nitratauswaschungen und überhöhte Stickstoff-Emissionen in die Atmosphäre [1; 2], was Gewässer und Klima schädigt. Stickstoff, ein zentraler Nährstoff für das Pflanzenwachstum, ist im Öko-Betrieb ein knapper Faktor, da er nicht als mineralisches Düngemittel zugekauft werden darf. Deshalb wird auf Öko-Betrieben ein hoher Anteil an stickstoffliefernden Leguminosen angebaut, etwa als Grasmischungen (Klee- oder Luzernegras) oder Körnerleguminosen (Erbsen, Bohnen, Lupinen, Sojabohnen). Diese dienen zugleich als Futter. Die deutschen Bio-Anbauverbände geben einen Mindestanteil für die eigene Futtererzeugung von 50 % für alle Nutztierarten (60 % für Wiederkäuer) vor, was die strenge gesetzliche Regelung noch übertrifft. Diese Anforderung kann auch mit Hilfe regionaler Kooperationen mehrerer Bio-Betriebe erfüllt werden [3].
Das Ziel der weitgehenden Eigenversorgung wird – insbesondere bei Geflügel und Schweinen – in den meisten Betrieben nur bedingt erreicht, da nicht auf allen Standorten die für eine ausgewogene Ration notwendigen Futtermittel erzeugt werden können. Hier ist der Zukauf hochwertiger Komponenten und die Zusammenarbeit mit zertifizierten Mischfutterherstellern notwendig [4]. Gezielt werden auch die in der ökologischen Lebensmittelverarbeitung anfallenden Reststoffe als Futtermittel verwendet [4; 5]. Hierzu zählen wertvolle Eiweißkomponenten (z. B. Ölkuchen aus der Ölpressung von Raps-, Lein- oder Sonnen-blumensaat, Sojapülpe aus der Tofuherstellung), aber auch andere Futtermittel wie etwa Rübenschnitzel aus der Zuckerherstellung.
Bedarfsgerechte und artgemäße Fütterung
Aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche trägt jede Nutztierart spezifisch zum Kreislaufgeschehen des Betriebes bei. So können Wiederkäuer sowohl leichtverdauliche, vor allem aber auch faserhaltige, für die menschliche Ernährung nicht direkt einsetzbare Pflanzenteile (z. B. Grünlandaufwüchse, Kleegras), verwerten. Daher spielen Rinder, Ziegen oder Schafe in der Ökologischen Landwirtschaft mit ihrem hohen Kleegras- und Dauergrünlandanteil eine herausragende Rolle.
Weidegang ist im Sommerhalbjahr grundsätzlich vorgeschrieben [3; 6]. Der Kraftfuttereinsatz variiert stark in Abhängigkeit von Region, genetischer Veranlagung der Tiere, Verkehrslage und Flächenausstattung des Betriebes [5; 7]. Im Durchschnitt und im Vergleich zu konventionellen betrieben, fressen Bio-Tiere weniger Kraftfutter, vor allem um die natürlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Wiederkäuer als Grobfutterverwerter besser zu berücksichtigen.
Auch monogastrische Nutztierarten wie Schweine und Geflügelerhalten in geringen Teilen Raufutter, sind aber aufgrund ihrer Physiologie auf hochwertige, konzentrierte Futtermittel angewiesen. Insbesondere die Ansprüche an die Eiweißkomponenten, an essenzielle schwefelhaltige Aminosäuren sowie Lysin sind hoch und aufgrund der in der Tierhaltung üblichen überwiegend vegetarischen Futterrationen bei denen von Natur aus allesfressenden Tierarten nicht einfach zu erfüllen. Die art- und bedarfsgerechte Fütterung ist in hohem Maße verantwortlich für die Gesunderhaltung der Tiere. Im Rahmen einer bedarfs- und leistungsgerechten Versorgung ist z. B. der Einsatz von ausgewählten Futtermittelzusatzstoffen wie Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen deshalb besonders mit Blick auf die Tiergesundheit notwendig [8]. Es dürfen nur Futtermittel eingesetzt werden, die nach EU-Öko-Verordnung als Bio-Futtermittel zertifiziert sind.
Auch die Mischfutterherstellung und Kennzeichnung für Öko-Futtermittel unterliegt den detaillierten Regelungen des EU-Bio-Rechts [9]. Für die grobe Orientierung bei der Rationsplanung orientieren sich Bio-Tierhalter an den Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) [10], auch wenn für die Öko-Fütterung Anpassungen notwendig sind. Letztlich vermeiden eine sorgfältige Rationskontrolle und Tierbeobachtung fütterungsbedingte Krankheiten am besten und fördern gleichzeitig die körpereigenen Abwehrkräfte gegen spezifische Erreger [1; 4; 6; 11; 12]. Futtermittel mit leistungssteigernden Zusätzen oder ökologisch bedenklichen Inhaltsstoffen wie rückstandsbildenden Medikamenten (z. B. Kokzidiostatika) oder gentechnisch veränderten Bestandteilen sind in der Öko-TIerhaltung verboten.
100 % Bio-Futter
Der bereits sehr geringe Anteil an konventionellen Futtermitteln, die Bio-Tierhalter zufüttern dürfen, wird stetig weiter reduziert [13]. Bei Wiederkäuern (Ausnahme Wanderschäferei) sind bereits 100 % Bio-Futter garantiert – maximal 30 % dürfen von Umstellungsflächen stammen. Bei Schweinen und Geflügel ist von der EU-Öko-Verordnung ein Stufenplan vorgegeben [13]. Aktuell sind noch 5 % konventionelle Eiweiß-Futtermittel zulässig. Auch hier sind einige deutsche Anbauverbände bereits weiter und schränken die betreffenden Nutztierkategorien und die Auswahl der konventionellen Futtermittelkomponenten weiter ein [4]. Diese sehr spezifischen Vorgaben verdeutlichen das Bemühen, den Einsatz konventioneller Futtermittel aus Qualitätssicherungsgründen zu minimieren und Bio-Tiere gleichzeitig gesund zu ernähren.
Quellen:
[1] KTBL und Bioland (Hrsg.) (2006): Gesunde Milchkühe im ökologischen Landbau – ein Leitfaden für die Praxis. KTBL Heft 55, Darmstadt.
[2] Umweltbundesamt (2002): Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Erich Schmidt Verlag, Berlin.
[3] Verordnung (EU) 734/2007, Artikel 14 Vorschriften für die tierische Erzeugung, aktuelle Fassung abrufbar unter www.eur-lex.europa.eu
[4] Deerberg, F., Joost-Meyer zu Bakum, R. und Staak, M. (Hrsg.) (2004): Artgerechte Geflügelerzeugung – Fütterung und Management. Bioland-Verlag, Mainz.
[5] Schumacher, U. (Hrsg.) (2002): Milchviehfütterung im ökologischen Landbau. Bioland-Verlag, Mainz.
[6] Abel, H.J. und Isselstein, J. (2005): Analyse und Bewertung zu Stand und Entwicklungsmöglichkeiten von Futterbau und Tierernährung im ökologischen Landbau – Themenbezogenes Netzwerk Tierernährung im ökologischen Landbau. BLE, Bundesprogramm Ökologischer Landbau.
[7] Sundrum A. und Schumacher, U. (2004): Milchviehfütterung unter systemorientierten Gesichtspunkten in der ökologischen Landwirtschaft. Proceedings of the Society of Nutrition Physiology 13, S. 183 f.
[8] Leisen, E., Heimberg, P. und Höltershinken, M. (2005): Mineralstoffversorgung bei Rindern und Kühen auch im Öko-Landbau überprüfen. In: Heß, J. und G. Rahmann (Hrsg.): Ende der Nische. Beiträge zur 8. Wissenschaftstagung ökologischer Landbau, Universitätsverlag, Kassel, S. 379 f.
[9] Verordnung (EU) 834/2007, Artikel 18, Öko-Futtermittelherstellung.
[10] Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) (2001/1999/1987): Empfehlungen zur Energie und Nährstoffversorgung der Milchkühe und Aufzuchtrinder/der Legehennen und Masthühner/der Schweine. DLG-Verlag, Frankfurt/Main.
[11] Bestman, M. (2002): Kippen houden zonder verenpikken. Louis Bolk Instituut, Driebergen.
[12] Drerup, C. und Kempkens, K. (2004): Fütterungscontrolling in ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieben in Nordrhein-Westfalen. Proceedings of the Society of Nutrition Physiology 13, S. 185 f.
[13] Verordnung (EU) 889/2008: Artikel 19 und Artikel 43 Regelungen zur Futtermittelherkunft, aktuelle Fassung abrufbar unter www.eur-lex.europa.eu