Für Öko-Lebensmittel müssen Kunden in der Regel tiefer in die Tasche greifen als für konventionell erzeugte Lebensmittel. Der höhere Preis kommt zustande, da der Aufwand ihrer Erzeugung, Verarbeitung und Verteilung größer ist. Vergleicht man die Preise von Öko-Lebensmitteln aber mit den Preisen von konventionellen Premium-Marken, dann ergeben sich bereits geringere Unterschiede. Und: Während Produkte aus konventioneller Landwirtschaft negative externe Umwelt-Kosten verursachen, kosten Öko-Lebensmittel an der Ladenkasse mehr, die Bio-Preise sprechen allerdings die ökologische Wahrheit.
Öko-Lebensmittel geben den 'tatsächlichen' Preis wieder
Bei der Bewertung der unterschiedlichen Preisniveaus konventioneller und ökologischer Lebensmittel sollten immer die sogenannten ‚externen Kosten‘ zu berücksichtigt werden. Diese entstehen durch negative Auswirkungen der schädlicher landwirtschaftlichen Praktiken auf die Umwelt, das Klima oder die Gesundheit. So werden etwa die Folgekosten der Nitrat- und Pestizidverschmutzung von Gewässern und Trinkwasser an den Steuerzahler und den Wasserkunden weitergegeben – die vermeintlich billigen Produkte würden also deutlich teurer, wenn die externen Kosten einkalkuliert werden müssten und die Preise somit die Wahrheit sprechen würden [1].
Bio-Betriebe wirtschaften umwelt-, klima- und tierfreundlich, fast ohne negative externen Effekte. Darüber hinaus erbringen Bio-Betriebe positive Leistungen, z. B. stärken die Öko-Landwirte die Artenvielfalt [2; 3] und binden in ihren Humusböden schädliches Klimagas. Bewertet man die ökologisch erzeugten Produktion geldlich, wird die Differenz beim Erzeugerpreis deutlich geringer, beim Schweinefleisch etwa halbiert [4]. Müssten also die Umweltkosten von den Verursachern getragen werden, also denen, die etwa Grundwasser verschmutzen oder Böden schädigen, dann wäre der Preisabstand zwischen Bio und Konventionell geringer.
Öko-Landwirtschaft ist arbeitsintensiver
Der Mehrpreis von Öko-Produkten gegenüber dem Durchschnitt konventioneller Produkte ist u. a. dadurch bedingt, dass höhere Produktionskosten durch arbeitsaufwändigere Verfahren und die Anforderungen einer tiergerechten und umweltschonenden Tierhaltung entstehen. Gleichzeitig sind die Erträge pro Hektar Land bzw. z. B. die Milchleistung pro Kuh, geringer – zumal ein Teil der Flächen nicht dem Anbau von Verkaufsfrüchten dient, sondern bspw. Leguminosen zur Stickstoffgewinnung angebaut werden, damit der Boden fruchtbar bleibt und die Pflanzen ökologisch ernährt werden können. Darüber hinaus erfordern der ökologischen Pflanzenbaus und die Bio-Tierhaltung meist ein höheres fachspezifisches Know-how als in der konventionellen Landwirtschaft [5; 6] und mehr Arbeitskräfte.
Öko-Verarbeitung ist anspruchsvoller
In der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft ist nur ein geringer Anteil der in der konventionellen Lebensmittelverarbeitung eingesetzten Zusatzstoffe erlaubt und es werden schonende Verfahren eingesetzt [6]. Die Verarbeitung zu qualitativ besonders hochwertigen Öko-Produkten verlangt deshalb ein hohes handwerkliches Können – und ist sowohl zeit- als auch kostenintensiv. In dem eher klein strukturierten Öko-Verarbeitungssektor und bei relativ geringen Verarbeitungsmengen sind die Stückkosten pro Einheit höher als in der industriellen Produktion.
Öko-Handel ist kleinteiliger und setzt geringere Mengen um
Rund ein Drittel aller Öko-Produkte wird in Naturkostläden und Reformhäusern verkauft [7]. Diese Geschäfte zeichnen sich gegenüber dem normalen Lebensmitteleinzelhandel durch 100 % Bio-Sortiment aus und bieten den Kunden intensiven Service und Beratung. Außerdem ist die Belieferung kleiner Fachgeschäfte mit zusätzlichen Kosten verbunden. Diese Faktoren machen sich im Preis bemerkbar. Da der Umsatz von Öko-Lebensmitteln insgesamt noch vergleichsweise gering ist, sind die Logistik- und Absatzkosten der Produkte höher als bei konventionellen Produkten und erfordern deshalb Preisaufschläge [8].
Öko-Produkte werden streng kontrolliert
Im Preis von Öko-Produkten sind auch die Kosten für die Kontrolle auf Einhaltung der speziellen Qualitätsrichtlinien und Anbau- bzw. Verarbeitungsvorschriften enthalten. Öko-Lebensmittel werden auf ihrem Weg vom Acker bis ins Ladenregal auf die Einhaltung der Richtlinien der EU-Öko-Verordnung sowie ggf. der Öko-Verbände überprüft. Um sicherzustellen, dass ökologisch gekennzeichnete Lebensmittel nicht mit konventionellen Produkten verwechselt werden können, werden unverpackte heimische sowie importierte Öko-Produkte getrennt von konventionellen Produkten gelagert, verarbeitet und transportiert [6].
Sinkende Preise und Marktdifferenzierung
Die aktuellen Entwicklungen auf dem Öko-Markt sorgen für sinkende Preise bei Öko-Produkten. Da der Absatz durch den Verkauf in Discountern und die zunehmende Zahl von Bio-Supermärkten steigt, können vor allem im Handel Kosten gespart werden. Gleichzeitig führt diese Entwicklung auch zu einer Qualitäts- und Preisdifferenzierung bei Öko-Lebensmitteln. Dennoch werden die Kunden für Öko-Produkte an der Kasse stets tiefer in die Tasche greifen müssen, solange es keine gesetzlichen Regeln gibt, nach denen die Verursacher die Kosten für Umwelt- oder Klimaverschmutzung zahlen müssen, die Kosten damit in die Produkte eingerechnet werden und die Preise die Wahrheit sprechen. Höhere Erzeugungs-, Verarbeitungs- und Kontrollkosten werden jedoch weiter bezahlt werden müssen. Denn Qualität hat gerade auch bei Lebensmitteln ihren Preis!
Quellen:
[1] Waibel, H. und Fleischer, G. (1998): Kosten und Nutzen des chemischen Pflanzenschutzes in der deutschen Landwirtschaft aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. Wissenschaftsverlag Vauk Verlag KG, Kiel.
[2] Köpke, U. (2002): Umweltleistungen des ökologischen Landbaus. In: Ökologie und Landbau 122, 2/2002, S. 6–18.
[3] Dabbert, S., Häring, A. M. und Zanoli, R. (2002): Politik für den Öko-Landbau. Ulmer Verlag, Stuttgart.
[4] Korbun, T. et al. (2004): Was kostet ein Schnitzel wirklich? Ökologisch-ökonomischer Vergleich der konventionellen Produktion von Schweinefleisch in Deutschland. Schriftenreihe des IÖW, 171/04, Berlin.
[5] Neuerburg, W. und Padel, S. (1992): Organisch-biologischer Landbau in der Praxis. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München.
[6] EG-Öko-Basisverordnung (EG) Nr. 834/2007 und Folgerecht.
[7] AMI (2010): Ökomarkt-Service. Ausgabe 08/2010 vom 25.02.2010.
[8] Goessler, R. (Hrsg.) (2004): Strukturen der Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln in Deutschland. Band 53, ZMP – Zentrale Markt- und Preisberichtstelle GmbH, Bonn.