Berlin, 08.10.2014 | „Die Risiken gentechnisch veränderter Organismen (GVO) werden vor der Zulassung weder mit der notwendigen Sorgfalt untersucht, noch gibt es funktionierende Systeme zur Überwachung gesundheitlicher und ökologischer Auswirkungen nach ihrer Zulassung.” So lassen sich die Ergebnisse der BÖLW-Studie „Risiken mit amtlichem Siegel: Mängel bei der Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen“ zusammenfassen.
Der Vorsitzende des Bio-Dachverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, sieht sich durch die Ergebnisse der Studie bestärkt: „Die Zulassungsverfahren sind alles andere als Vertrauen erweckend. Wenn das „Opt out“, also die Möglichkeit einzelner Staaten oder Regionen, aus dem Gentechnikanbau auszusteigen, so gestaltet wird, wie es derzeit im Europäischen Parlament diskutiert wird, wäre das zwar sehr zu begrüßen. Wir befürchten aber, dass im Gegenzug die Zulassungsverfahren so bleiben könnten, wie sie sind – oder sogar weiter aufgeweicht werden.“ Löwenstein weist darauf hin, es dürfe nicht zu einem Kuhhandel in Brüssel kommen, durch den im Windschatten der Opt-out-Regelung die anstehenden Zulassungen durchgewinkt würden. Denn wo auch immer die Gentechnikpflanzen in Europa zum Anbau kämen, sei eine Ausbreitung nicht zu verhindern und Rückholbarkeit nicht gegeben.
In der Studie wird aufgezeigt, dass die „vergleichende Risikoprüfung“ veraltet ist, bei der die Gefahren von Gentech-Pflanzen mit herkömmlich gezüchteten grundsätzlich gleichgesetzt werden. „Die Risikoprüfung wird den spezifischen Gefahren von Gentech-Pflanzen nicht gerecht“, sagt Studienautor Christoph Then von Testbiotech. Als weiterer Kritikpunkt ist laut Then die Industrienähe der zuständigen EU-Prüfbehörde EFSA. „Die Daten, die von der EFSA zur Zulassung der Gentechnik-Pflanzen herangezogen werden, genügen wissenschaftlichen Standards oft nicht. Diese Daten stammen häufig aus der Feder der Unternehmen selbst und werden meist nicht durch unabhängige Untersuchungen überprüft."
Aktuell stehen neun Gentechnik-Pflanzen kurz vor der Zulassung zum Anbau. „Bundesregierung und EU müssen ihre Bürger vor den Risiken der Agro-Gentechnik schützen“, fordert Löwenstein und weist darauf hin, dass sich weder die Bundesregierung noch die zuständigen EU-Gremien bisher für eine Reform des Zulassungsverfahrens seit der Erstveröffentlichung der BÖLW-Studie im Jahr 2011 bemüht haben. „Landwirtschaftsminister Christian Schmidt und Umweltministerin Barbara Hendricks müssen sich jetzt innerhalb der Verhandlungen um nationale Anbauverbote dafür stark machen, dass das „Opt out“ an eine Reform des Zulassungsverfahrens gekoppelt ist.“
Die Studie „Risiken mit amtlichem Siegel: Mängel bei der Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen“ finden Sie zum Download als PDF-Dokument auf der BÖLW-Webseite.