Berlin, 23. Februar 2021. Am heutigen Dienstag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Vertretern der Landwirtschaft aktuelle Herausforderungen im Ernährungssystem besprechen. Für die Ökologische Lebensmittelwirtschaft nimmt der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, an der Runde teil. Seine Erwartung im Vorfeld des Termins:
„Die Bundeskanzlerin muss heute Abend beide Seiten der Medaille beleuchten. Es geht nicht nur um die soziale und wirtschaftliche Situation auf den Bauernhöfen, sondern auch um die natürlichen Voraussetzungen dafür, dass dort auch in Zukunft Nahrungsmittel erzeugt werden können. Die Politik kann die Bewältigung der Klimakrise oder des Verlusts der Artenvielfalt ebenso wenig der Entscheidung an der Ladenkasse überlassen, wie die Bewahrung von Bodenfruchtbarkeit oder sauberen Trinkwassers. Das alles sind Anliegen des Gemeinwohls und dieses muss politisch gesichert werden. Weil der Ökologische Landbau diese Leistungen nachweislich erbringt, will die EU bis 2030 25 % Öko-Flächen erreicht haben. Das wird aber nur gelingen, wenn die Bundesregierung alle politischen Instrumente für die Erreichung dieses Zieles und damit für einen ökologischen Umbau von Landwirtschaft und Ernährung einsetzt.
Kanzlerin Angela Merkel muss deshalb dem Druck derjenigen widerstehen, die alles beim Alten lassen wollen. Die nationale Ausgestaltung der Europäischen Agrarpolitik muss alle Spielräume ausschöpfen, um veränderungsbereiten Bäuerinnen und Bauern Planungssicherheit zu geben, die künftig mehr in den Schutz von Gemeingütern investieren wollen. Und die Landwirtschaftsverbände müssen akzeptieren, dass das nur geht, wenn zunehmend Mittel aus den pauschalen Flächenzahlungen der ersten Säule in die Umweltprogramme der zweiten Säule umgeschichtet werden. Für Investitionen in Gemeinwohlleistungen der Bäuerinnen und Bauern müssen künftig 70 % der Agrargelder zur Verfügung gestellt werden.
Merkel muss auch deutlich machen, dass Borchert-Kommission und Tierwohllabel die Bio-Tierhaltung integrieren muss, und sie nicht übergehen darf. Denn auf 35.400 Bio-Höfen wird heute schon praktiziert, was die meisten anderen Tierwohlprogramme erst noch erreichen müssen. Und weil ihr Markt stark wächst, bieten sich hier Chancen für viele zusätzliche Betriebe, die in der konventionellen Tierhaltung keine Zukunft mehr haben.“
2008 Zeichen (Statement), Veröffentlichung honorarfrei, um ein Belegexemplar wird gebeten, Ansprechpartner: Pressestelle BÖLW, + 49 30 28482-307, Email: presse@boelw.de
Der BÖLW ist der Spitzenverband deutscher Erzeugerinnen, Verarbeiter und Händlerinnen von
Bio-Lebensmitteln und vertritt als Dachverband die Interessen der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland. Mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken werden jährlich von rund 51.600 Bio-Betrieben 14.99 Mrd. € umgesetzt. Die BÖLW-Mitglieder sind: Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller, Biokreis, Bioland, Biopark, Bundesverband Naturkost Naturwaren, Demeter, Deutscher Tee & Kräutertee Verband, Ecoland, ECOVIN, GÄA, Interessensgemeinschaft der Biomärkte, Naturland, Arbeitsgemeinschaft der Ökologisch engagierten Lebensmittelhändler und Drogisten, Reformhaus®eG und Verbund Ökohöfe.