11.02.2014 | „Bio-Produkte stehen bei deutschen Kunden weiter hoch im Kurs“, so kommentiert Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), das dynamische Wachstum des Bio-Marktes im Jahr 2013. „Die Deutschen greifen zu immer mehr Bio-Produkten – das muss durch eine gezielte Politik für mehr Öko-Wachstum unterstützt werden.“
Nach der Berechnung des von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) koordinierten Arbeitskreises Biomarkt* wurde 2013 mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken ein Umsatzplus von 7,2 % und ein Marktvolumen von insgesamt 7,55 Mrd. € (2013: 7,04 Mrd. €) erreicht.
„Die Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Lebensmitteln wächst stetig. Und das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft“, so Stefan Zwoll, Geschäftsführer des BÖLW. Zum Marktwachstum tragen alle Absatzwege bei: der Naturkostfachhandel setzte seine dynamische Entwicklung aus den Vorjahren fort und wuchs um 8,6 %. Im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) stieg der Bio-Umsatz um 6,4 % und sonstige Verkaufsstätten legten um 7,8 % zu.** Insgesamt entfielen 2013 60,0 % des Bio-Umsatzes auf den LEH, 32,0 % auf den Naturkostfachhandel und 9,0 % auf die sonstigen Verkaufsstätten.[1]
2013 steht dem starken Marktwachstum eine schwächere Entwicklung der Bio-Betriebe und
-Flächen gegenüber. Nach aktuellen Schätzungen wuchs die ökologisch bewirtschaftete Fläche 2013 um rund 10.598 ha auf 1.044.953 ha, was einem Plus von 1,0 % gegenüber 2012 entspricht. Die Zahl der Bio-Betriebe wuchs im selben Zeitraum auf 23.484 Betriebe, was eine Zunahme von 452 Betrieben oder 2 % bedeutet. „Die übertriebene Biogasförderung, eine unzureichende Ökolandbau-Förderpolitik und eine unverhältnismäßig schwache Unterstützung von Öko-Züchtung und -Forschungsprogrammen bremsen das Wachstum des Ökolandbaus aus“, kommentiert Löwenstein. Er fordert: „Die Bundesregierung muss bei der Umsetzung der Agrarreform alle Register ziehen, damit mit den Instrumenten der Agrarpolitik gezielt Leistungen für die Vielfalt auf den Äckern, für mehr Tierwohl, gesunde Böden und sauberes Trinkwasser erbracht werden. Die Prämien für Ökologischen Landbau müssen bundesweit auf 300 € / ha aufgestockt werden, damit sie einen wirksamen Anreiz für die Umstellung ausüben.
Der Pestizide- und Mineraldüngereinsatz auf ökologischen Vorrangflächen muss untersagt werden – denn sonst wird auf diesen Flächen nichts aus dem Vorrang für die Natur und ihre Vielfalt.
Mit Blick auf die Regeln für die Bio-Branche kommen wichtige Aufgaben auf die Bundesregierung zu. Dazu der BÖLW-Vorsitzende: “Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass Ökologische Landwirtschaft und Ernährung im Europäischen Recht Rahmenbedingungen bekommen, in denen sie ihrer Leitbildfunktion gerecht werden können. „Zurück in die Nische“ wäre dafür der falsche Grundsatz!“
Auch die Energiepolitik beeinflusst die Wachstumschancen des Ökolandbaus: „Bio-Bauern verlieren ihre Pachtflächen an die Erzeuger von Energiemais, weil diese überproportional gefördert werden. Vor diesem Problem stehen auch konventionelle Bauern, die keine Biogasanlagen beliefern. Hier muss dringend gegen gesteuert werden, sonst breiten sich statt ökologischer Landbewirtschaftung weitere Monokulturen aus!“, mahnt Löwenstein.
Erläuterungen
Die aktuelle Situation am Bio-Markt und die Entwicklung des Ökologischen Landbaus sind ausführlich in der BÖLW-Broschüre „Zahlen, Daten, Fakten – Die Bio-Branche 2014“ dargestellt, die ab sofort unter www.boelw.de zum Download bereit steht und auch als gedruckte Version erhältlich ist.
*Dem Arbeitskreis Biomarkt gehören folgende Personen/Organisationen an: Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), bioVista, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), GfK SE, Prof. Dr. Ulrich Hamm (Universität Kassel), Klaus Braun Kommunikationsberatung, Prof. Dr. Paul Michels (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) und Nielsen.
**Naturkostfachhandel einschließlich Hofläden, die netto Waren im Wert von mindestens 50.000 € zukaufen; Lebensmitteleinzelhandel einschließlich Drogeriemärkte; sonstige Verkaufs-stätten: Bäckereien, Metzgereien, Obst/Gemüse-Fachgeschäfte, Wochenmärkte, Abokisten, Versandhandel
[1] Auch für 2012 und 2013 hat der Arbeitskreis Biomarkt die Umsätze mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken nach Geschäftstypen wieder in einer gemeinsamen Schätzung ermittelt. Aufgrund einer Neuberechnung der Abdeckung des Haushaltsverbrauchs durch das Haushaltspanel (Coverage) und in Orientierung an Handelspaneldaten wurden die Umsätze im LEH neu berechnet. Diese Werte sind deshalb nicht mehr mit den Vorjahren vergleichbar. Gleichzeitig schrumpfte der Wert der sonstigen Einkaufsstätten, die bislang auch einen größeren Anteil nicht zugeordneter Einkaufsstätten enthielten. Auch hier ist eine Vergleichbarkeit mit den Vorjahren nicht mehr gegeben. Die Gesamtsumme und der Umsatz der Naturkostfachgeschäfte sind aber mit den für 2011 ermittelten Werten vergleichbar.