Berlin, 28.04.2022. Anlässlich der Festveranstaltung zum 20-jährigen Jubiläum blickte der deutsche Bio-Spitzenverband, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), mit seinen Gästen auf zwei Dekaden Bio-Entwicklung, wichtige Meilensteine, Herausforderungen und Erfolge zurück – und warf einen Blick in die Zukunft, wie und warum mit Öko der Umbau zu einem zukunftsfähigen, resilienten Agrar- und Ernährungssystem gelingen kann.
Tina Andres, BÖLW-Vorsitzende: „Gemeinsam schaffen wir mit Bio jeden Tag Zukunft. Bio schlägt seit Dekaden als Herz des Umbaus der Land- und Lebensmittelwirtschaft. Und der BÖLW sorgt erfolgreich dafür, Interessen der Öko-Bäuerinnen, -Hersteller und -Händlerinnen zu bündeln und gegenüber der Politik zu vertreten. Das war nie wichtiger als in der aktuellen Zeitenwende, in der wir mit Klimakrise, Artensterben, Pandemie und Krieg konfrontiert sind und die Grundlagen unseres Essens, und vor allem auch einer guten Ernährung, in anderen Regionen der Welt gefährdet sind.
So wie uns erneuerbare Energien von politischen Abhängigkeiten und katastrophalen Umweltschäden befreien können, so ist Bio mit der Unabhängigkeit von problematischen Inputs die ‚Freiheits-Lebensmittelwirtschaft‘ der Zukunft. Wichtig ist jetzt, dass die Verantwortlichen in EU, Bund und Ländern Bio ebenso pushen wie Solar, Wind oder Wasser im Energiebereich.“
Peter Röhrig, geschäftsführender BÖLW-Vorstand: „Jedes Prozent mehr Bio-Acker, jede neue Öko-Mühle oder jeder extra Regalmeter Bio im Handel bedeutet mehr Unabhängigkeit, Krisenfestigkeit, Arten- und Klimaschutz. 30 % Bio bedeuten, dass 30 % der Tierhaltung flächengebunden ist, dass auf 30 % der Äcker Dünger aus fossilen Rohstoffen und chemisch-synthetische Pestizide tabu sind oder dass 30 % unseres Essens mit nur einem Bruchteil an Zusatzstoffen und komplett ohne Gentechnik hergestellt wird. Und das mit Brief und Siegel. Denn Öko wird regelmäßig kontrolliert und das Bio-Siegel kennen über 90 % der Bürgerinnen und Bürger."
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft: „Seit 20 Jahren setzt sich der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft dafür ein, Umstände zu verändern, um unsere natürliche Lebensgrundlage zu bewahren. Er ist seither ein unverzichtbarer Partner auf dem langen Weg, den wir noch vor uns haben hin zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Mein Glückwunsch gilt den Gründerinnen und Gründern, die das Ganze auf die Beine gestellt haben. Für die Entwicklung der Bio-Branche war es sehr wichtig, dass sich mit dem BÖLW ein Dachverband gegründet hat, der nicht nur die Landwirtschaft, sondern gleichermaßen auch Verarbeitung und Handel mit umfasst. Damit hatte die Politik einen zentralen Ansprechpartner für alle politischen Belange mit Relevanz für den ökologischen Landbau.
Es gibt keinen zweiten Planeten, auf dem wir noch einmal von vorne anfangen können, wenn hier der Karren an die Wand gefahren ist. Es geht deshalb darum, das Klima zu schützen und die Biodiversität auf den Wiesen, Weiden und Äckern zu schützen und zu stärken. Diese Vielfalt ist systemrelevant, sie macht unsere Ökosysteme widerstandsfähig und sichert unsere Lebensmittelerzeugung ab. Es ist deshalb richtig, dass wir die ökologischen Vorrangflächen nicht aufgegeben haben, wie es manche wollten.
Auch am Ziel, 30 % Ökolandbau zu erreichen, halten wir fest. Der ökologische Landbau ist unser Leitbild für die Landwirtschaft und gleichzeitig geht es darum, die konventionelle Landwirtschaft nachhaltiger aufzustellen. Wir müssen unabhängig werden von fossilen Energien, Mineraldünger und Pestiziden – und die Kreislaufwirtschaft stärken. Die ökologische Lebensmittelwirtschaft setzt wichtige Impulse für die Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten und kurze Lieferketten – ein wichtiger Beitrag für mehr Resilienz in der Ernährungswirtschaft und zur Stärkung unserer ländlichen Regionen.
Eine bessere Agrar- und Ernährungswirtschaft steht und fällt damit, ob es uns als Gesellschaft etwas Wert ist, wenn Landwirtinnen und Landwirte unseren gesellschaftlichen Erwartungen von Tierwohl, Klimaschutz und gesunden Nahrungsmitteln gerecht werden. Und damit meine ich alle Landwirtinnen und Landwirte. Alle, die für unsere Ernährung sorgen, sollen Wertschätzung erfahren, aber vor allem sollen sie von ihrer wichtigen Arbeit leben können. Landwirtinnen und Landwirte können viel leisten und auch noch vieles anders machen als heute – das bedeutet aber auch, dass wir Strukturen und Rahmenbedingungen ändern müssen.“
Volker Krause, BÖLW-Vorstand für Herstellung: „Bio-Verarbeitungsunternehmen beleben Dörfer und Städte. Sie sind fest in den Regionen verankert, mittelständisch und innovativ. Jede Bio-Bäckerei, -Molkerei oder -Brauerei sorgt für zukunftssichere Jobs, wertvolle Bio-Produkte und bringt neue Wertschöpfung auch in ländliche Regionen. Was jetzt noch fehlt, ist eine sozial-ökologische Wirtschaftspolitik, die eine Transformation der Ernährungswirtschaft nicht nur toleriert, sondern tatsächlich auch systematisch unterstützt.“
Marcus Wewer, BÖLW-Vorstand für Handel: „Bio landet mittlerweile in jedem Einkaufskorb und ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Immer mehr Menschen unterstützen mit ihrem Bio-Kauf den Umbau von Land- und Lebensmittelwirtschaft. Die Bürgerinnen und Bürger leisten schon ihren Beitrag für eine krisenfeste Lebensmittelproduktion und sollten dabei unterstützt werden! Deshalb sind jetzt die Regierenden gefordert und müssen mit aller Kraft auf 30 % Bio-Kurs gehen.“
Auf der Festveranstaltung dankten die 200 Gäste Felix Prinz zu Löwenstein für sein herausragendes Engagement als BÖLW-Vorsitzender. Kornelie Blumenschein, die – stellvertretend für den BÖLW sowie die Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter der Bio-Branche – eine Ansprache an zu Löwenstein richtete, hob hervor: „Felix Löwenstein hat fast 20 Jahre lang als BÖLW-Vorstandsvorsitzender die Entwicklung der ökologischen Lebensmittelwirtschaft in Deutschland grundlegend mitgestaltet, in enger Zusammenarbeit mit vielen engagierten Menschen einer ganzen, großen Bewegung. Für all das danken wir dir, lieber Felix Löwenstein, sehr herzlich.“
Seit November 2021 ist Tina Andres Vorstandsvorsitzende des BÖLW.
Hintergrund
Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) wurde 2002 gegründet und ist der Spitzenverband deutscher Erzeugerinnen, Verarbeiter und Händlerinnen von Bio-Lebensmitteln in Deutschland. Mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken werden jährlich von rund 52.000 Bio-Betrieben 15,87 Mrd. € umgesetzt. Die BÖLW-Mitglieder sind: Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL), Biokreis, Bioland, Biopark, Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN), Demeter, Deutscher Tee & Kräutertee Verband, Ecoland, ECOVIN, GÄA, Interessensgemeinschaft der Biomärkte (IGBM), Naturland, Arbeitsgemeinschaft der Ökologisch engagierten Lebensmittelhändler und Drogisten (ÖLD), Reformhaus®eG und Verbund Ökohöfe.
Alle BÖLW-Presseinfos finden Sie auf https://www.boelw.de/presse/meldungen/
4.807 Zeichen, Veröffentlichung honorarfrei, um ein Belegexemplar wird gebeten, Ansprechperson: Joyce Moewius, BÖLW-Pressestelle, presse[at]boelw.de, Tel. +49 30 28482-307. Ein Foto von Tina Andres & Peter Röhrig finden Sie zur Veröffentlichung im Zusammenhang mit dieser Meldung auf https://www.boelw.de/service/mediathek/personen/. Für Fotos von der Veranstaltung sprechen Sie bitte Rosa Diekmann, BÖLW-Assistenz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, an diekmann[at]boelw.de.
Der BÖLW ist der Spitzenverband deutscher Erzeugerinnen, Verarbeiter und Händlerinnen von Bio-Lebensmitteln und vertritt als Dachverband die Interessen der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland. Mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken werden jährlich von rund 52.000 Bio-Betrieben 15,87 Mrd. € umgesetzt. Die BÖLW-Mitglieder sind unter anderem: Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller, Biokreis, Bioland, Biopark, Bundesverband Naturkost Naturwaren, Demeter, Ecoland, ECOVIN, GÄA, Interessensgemeinschaft der Biomärkte, Naturland, Arbeitsgemeinschaft der Ökologisch engagierten Lebensmittelhändler und Drogisten, Reformhaus®eG und Verbund Ökohöfe. Wer wir sind: https://www.boelw.de/ueber-uns/mitglieder/