22.03.2013 | Seit 20 Jahren werden gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut und es gibt keinen Grund zu feiern: „Die Versprechen der Gentech-Industrie wurden nicht gehalten. Bis heute gibt es keine kommerziell nutzbaren Pflanzen, die durch Gentechnik höhere Erträge, Salz- und Trockentoleranzen oder sonstige Eigenschaften zeigen würden, die für die globale Ernährungssicherung von Bedeutung wären. Fakt ist, dass ausschließlich “Convenience-Technologien“ auf den Acker kommen“, fasst der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) Felix Prinz zu Löwenstein die mangelhaften Ergebnisse der Technologie zusammen. „Diese Pflanzen ermöglichen und befördern eine großflächige Monokulturlandwirtschaft, die mit wenigen Arbeitskräften und ohne Rücksicht auf Fruchtfolgen auskommt – und dabei den Einsatz von Pestiziden noch vergrößert.“ Täglich zeigt die herkömmliche Züchtung, dass in der konventionellen und Öko-Saatgutforschung bereits Lösungen entwickelt wurden, um lokal erfolgreich und ökologisch zu wirtschaften.
„Gentechnik ist der falsche Ansatz, um in den Ländern des Südens den Hunger zu besiegen“, weiß die indische Genetikerin und Saatgut-Aktivistin Suman Sahai aus ihrer langjährigen Forschungsarbeit: „Patentgeschützte Hochleistungssorten wie Monsantos Bt-Mais sind teuer und bergen ein hohes Risiko beim Anbau. Gerade in Ländern wie Indien – auf Standorten mit wech-selnden klimatischen Bedingungen – führen die lokal nicht angepassten Gentech-Sorten in eine Sackgasse.“ Missernten oder sinkende Erträge durch die fehlende Vielfalt auf dem Acker können sich gerade die Ärmsten der Armen nicht leisten. „Der Schlüssel zur Ernährungssicherheit liegt in innovativen Systemen der Vielfalt. Der Erforschung und Weiterentwicklung regionaler, standortangepasster Saaten sowie der Anbau von Sortenmischungen, die nicht die höchsten sondern stabile Erträge garantieren, sichern den Bauern ein dauerhaftes Einkommen“, sagt Sahai, die auf On-Farm-Saatgutbanken gemeinsam mit den Landwirten erfolgreich tausende Sorten erhält und weiterentwickelt. Die Bauern werden so in die Lage versetzt, sich und ihre Familien zu ernähren.
„Die von Suman Sahai geschilderte Situation in Indien, aber auch die verheerenden Entwicklungen in Südamerika belegen eindeutig, dass die Agro-Gentechnik keinen Beitrag zur Sicherung der Welternährung leisten kann“, folgert der Grüne Bundestagsabgeordnete Harald Ebner. "Doch anstatt daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, pumpt die Regierung Merkel insgesamt 2,4 Milliarden Euro in eine nebulöse "Bioökonomie-Strategie", die maßgeblich von den Befürwortern der Gentechnik geprägt ist. Die Forschung zum Öko-Landbau wird dagegen mit weniger als 8 Millionen Euro ausgestattet." Statt riskanter Gentechnik-Abenteuer müsse eine grundlegende Umorientierung in Forschung und Entwicklungszusammenarbeit erfolgen: Bewahrung der Nutzpflanzenvielfalt, ökologische Pflanzenzüchtung, Förderung zukunftsfähiger Ernäh-rungsstile sollten dabei Kernelemente sein.
Um Verbraucher und Landwirtschaft vor den Risiken der Agrogentechnik zu schützen, müssten sich laut Ebner die Entscheidungsträger in Bund und Ländern für die gentechnikfreie Landwirt-schaft engagieren: „Ministerin Aigner inszeniert sich in Bayern gern als Gentech-Gegnerin. Gleichzeitig lehnt die Bundesregierung in Brüssel die Schaffung von Gentechnikfreien Regionen ab. Vor wenigen Tagen hat sie noch dazu die völlig unzureichenden neuen EU-Richtlinien für die Risikobewertung von Gentech-Pflanzen durchgewunken."
Der BÖLW-Vorsitzende Löwenstein kritisiert, dass die Gentechnik immer wieder anhand der Versprechen der Agro-Unternehmen, nicht aber nach der Wirklichkeit in der Gentechniklandwirtschaft beurteilt werde. "Neben innovativer Züchtungsforschung und dem Verbot von Patenten auf Pflanzen und Tiere braucht es einen stabilen Damm gegen die Flut von Zulassungen immer neuer Gentech-Pflanzen, die weder risikoüberprüft sind noch einen Nutzen für Landwirte und Verbraucher aufweisen", so Löwenstein und fügt abschließend hinzu: "Politik muss wirkliche Innovation ermöglichen, indem offene Systeme gefördert werden und nicht die Inbesitznahme lebendiger Organismen durch Patente privater Unternehmen."
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