Berlin, 04.11.2016. Heute tritt das historische Pariser Klimaabkommen in Kraft, am Montag beginnt die Klimakonferenz in Marrakesch (COP22). „Es wäre ein schlechtes Signal, falls Deutschland ohne einen Klimaschutzplan nach Marrakesch fährt. Kanzlerin Merkel und einige Kabinettskollegen hätten nach Paris nicht geliefert“, sagt Felix Prinz zu Löwenstein, auch mit Blick auf die 163 Klimaschutz-Pläne, die andere Staaten bereits der UN gesendet haben. „Bei der nationalen Umsetzung des 2-Grad-Zieles klaffen Anspruch und Wirklichkeit fatal auseinander. Besonders in der Landwirtschaft muss etwas passieren, denn der Sektor ist der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland.* Anstatt die guten Vorschläge im Plan von Umweltministerin Hendricks zu torpedieren, sollte Landwirtschaftsminister Schmidt seine Kollegin unterstützen. Die deutsche Landwirtschaft muss Klimapionier werden.“ Die Landwirtschaft hänge extrem von stabilen Klimabedingungen ab, weshalb jetzt wirksame Reduktionsziele im Klimaschutzplan verankert werden müssten. Das Pariser 2-Grad-Ziel gelingt nur mit dem Umbau von Landwirtschaft und Ernährung.
„Das Ziel, die schädlichen Emissionen in der Landwirtschaft bis 2050 zu halbieren, schaffen wir nur, wenn wir an vielen Stellschrauben gleichzeitig drehen. Entscheidend ist, dass wir die Nutztierhaltung an die Fläche binden“, so Löwenstein zu notwenigen Maßnahmen. Wenn zudem artgerechte Haltungssysteme und Fütterung die externen Kosten der Tierhaltung vermindern, kommen wir zu wahren Preisen – und damit zu einem verminderten Fleischkonsum, so der BÖLW-Vorsitzende. Grundsätzlich müsse die Agrar- und Förderpolitik so ausgerichtet werden, dass es wirtschaftlicher wird, im Interesse von Klima und Umwelt zu arbeiten.
Es ist gut und notwendig, dass Deutschland die Landwirtschaft im Plan berücksichtigt, denn im Pariser Abkommen sucht man den Begriff „agriculture“ vergebens. Umweltministerin Hendricks hat wichtige Umbau-Maßnahmen und Ziele wie „20 Prozent Ökolandbau bis 2030“ im Klimaschutzplan verankert. „Mit regenerativer Landwirtschaft kann viel überschüssiger Kohlenstoff in humusreichen Bio-Böden dauerhaft, sicher und günstig gebunden werden“, so Löwenstein. Kanzlerin Merkel, Landwirtschaftsminister Schmidt und viele Kabinettskollegen sind in der Pflicht. „Klimaschutz funktioniert nur, wenn alle Ressorts und Sektoren anpacken und konsequent umsteuern. Klimaschutz drängt und darf keine Sonntagsaufgabe des Umweltministeriums sein“, so Felix Löwenstein abschließend.
* Umweltbundesamt (UBA): „2014 stammten rund 58 Prozent (%) der gesamten Methan (CH4)-Emissionen und 79 % der Lachgas (N2O)-Emissionen in Deutschland aus der Landwirtschaft. Im Jahr 2014 war die deutsche Landwirtschaft für die Emission von rund 66 Millionen Tonnen (Mio. t) Kohlendioxid (CO2)-Äquivalenten verantwortlich. Das sind 7,3 % der gesamten Treibhausgas-Emissionen dieses Jahres. Die Emissionen aus der Landwirtschaft sind damit nach den energiebedingten Emissionen aus der stationären und mobilen Verbrennung (84,5 %) und vor den prozessbedingten Emissionen der Industrie (6,8 %) der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland.“, online s. UBA-Webseite
Zum BMUB-Entwurf des KSP 2050 (Landwirtschaft s. S. 52 ff)
Zur BÖLW-Stellungnahme zum Klimaschutzplan
Zum 'Klimaschutzplan der Zivilgesellschaft'
Am 09.11. lädt der BÖLW zu Tagung "Agriculture please! Warum die Klimakrise nicht ohne die Landwirtschaft gelöst werden kann" nach Berlin ein.