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Öko-Landbau und „regenerative" Landwirtschaft

Die ökologische Landwirtschaft ist ein ganzheitliches System und in ihrem Kern regenerativ. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass wesentliche landwirtschaftliche Praktiken, die von vielen heutigen Verfechtern des Begriffs der regenerativen Landwirtschaft angeführt werden, seit jeher Teil der ökologischen Anbausysteme sind. 

Der Ökologische Landbau ist gesetzlich klar definiert und ein in seinen positiven Umweltwirkungen wissenschaftlich belegtes System. Die Verwendung des Begriffs „regenerativ“ ist dagegen uneinheitlich und oft auf isolierte Praktiken beschränkt. Regenerativ wird auch dort verwendet, wo nicht-nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken den Zielen der ernsthaft regenerativen und erst recht der ökologischen Landwirtschaft entgegenlaufen. Denn nur ökologisch-regenerative Landwirtschaft bietet einen ganzheitlichen Ansatz und sorgt neben Bodenfruchtbarkeit auch für Arten-, Klima- und Gewässerschutz zugleich. 

Die Ökologische Landwirtschaft ist in ihrem Kern regenerativ

Die Bio-Bewegung steht für regenerative Prinzipien, die alle in den Bio-Prinzipien Ökologie, Gesundheit, Gerechtigkeit und Fürsorge enthalten sind.  Ihr Ansatz basiert darauf, den Boden langfristig fruchtbar zu halten und seine natürliche Regenerationsfähigkeit zu stärken. Der Bio-Pionier Sir Howard Alward hat den Begriff 1943 in die ökologische Landwirtschaft eingebracht. Das Organic Rondale Institute hat die Methoden ausdefiniert – und zwar basierend auf dem Öko-Landbau. Viele der Methoden, die von Fürsprechern der regenerativen Landwirtschaft empfohlen werden, sind fester Bestandteil des Öko-Landbaus, etwa der gezielte Anbau von Leguminosen wie Klee, Kleegras oder Körnerleguminosen (Erbsen, Bohnen, Lupinen), der Einsatz vielfältiger Zwischenfrüchte sowie die Nutzung von Untersaaten. Zum ganzheitlich regenerativen System werden diese Methoden aber erst innerhalb der ökologischen Kreislaufwirtschaft, da nur hier eine umfassende Nährstoffrückführung, ein Verzicht auf synthetische Betriebsmittel und eine ganzheitliche Bewirtschaftung des Bodens gewährleistet sind. 

Regenerativ darf nicht zur Worthülse werden – gegen Greenwashing und Verwässerung

Der Begriff „regenerativ“ ist nicht geschützt und wird zunehmend von der Industrie zum Greenwashing benutzt, um konventionelle Landwirtschaft mit einzelnen Maßnahmen aufzuwerten, ohne grundlegend nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Besonders bedenklich ist der Einsatz des Begriffs in Kombination mit hochgradig degenerativen Praktiken, wie dem Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden oder Düngemitteln. Die oft propagierte Direktsaat mit gleichzeitiger Anwendung von Glyphosat und umstrittener Klimaschutzwirkung[1] zeigt, wie industrielle Akteure das regenerative Narrativ für Greenwashing nutzen. Doch Pestizide regenerieren keine Böden – sie schädigen das Bodenleben und die Artenvielfalt und untergraben zentrale Prozesse der Bodengesundheit.

 Eine solche Landwirtschaft, die den Boden vorrangig als Trägersubstanz für die Pflanzen sieht, in dem Nährstoffe und die Bestandführung über chemisch-synthetische Dünger und Pestizide gesteuert werden, kann aber auch durch einzelne „regenerative Elemente“ nicht in ein nachhaltiges Bewirtschaftungssystem überführt werden. „Pflug weg und Glyphosat rein“ ist keine Antwort. Stattdessen braucht es ganzheitliche Lösungen, die sich an der ökologisch-regenerativen Landwirtschaft orientieren und ohne den Einsatz umweltschädlicher Stoffe auskommen.

Die wirkliche Unterscheidung ist die zwischen einer ganzheitlichen, ökologisch-regenerativen Landwirtschaft (in welcher auch der Ursprung des Begriffs „regenerativ“ liegt) auf der einen Seite und einer industriellen Landwirtschaft mit regenerativen Elementen auf der anderen Seite.

Ernsthafte regenerative Akteure als Inspirationsgeber und Verbündete

Regenerative Ansätze können die landwirtschaftliche Praxis bereichern, indem sie neue Wege zu mehr Bodenfruchtbarkeit und Ressourcenschutz eröffnen. Sie bieten Potenzial zur Weiterentwicklung nachhaltiger Bewirtschaftungsmethoden. Konventionelle Betriebe können sich durch die schrittweise Integration regenerativer Praktiken ihren Betrieb langfristig resilienter aufstellen. Öko-Betriebe finden wertvolle Anknüpfungspunkte, um bestehende Methoden weiterzuentwickeln.


[1]Humus im Boden: Pfluglos arbeiten bringt nichts | agrarheute.com


Ihr Kontakt zum BÖLW

Tamira Zöller
Referentin Tierhaltung & Agrarpolitik

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