Wangen im Allgäu/Berlin, 28.11.2016. Der Europaabgeordnete Norbert Lins (Europäische Volkspartei, EVP) und Jan Plagge, Vorstand des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), waren sich bei einem Treffen bei einer Käserei in Wangen einig: Beim neuen Bio-Recht muss die Qualität stimmen, denn nur damit können Landwirte hier und anderswo von der starken Bio-Nachfrage profitieren und Verbraucher von mehr heimischen Bio-Produkten. Norbert Lins betonte in diesem Zusammenhang: „Das Beispiel der Bioland Käserei Zurwies zeigt eindrücklich, welches Potenzial der Ausbau des Ökolandbaus für die Sicherung bäuerlicher Familienbetriebe und mehr Arbeitsplätzen im Ländlichen Raum hat". Nach fast drei Jahren Verhandlungen über ein neues Bio-Recht wollen die Verhandlungspartner bis Jahresende 2016 zu einem Abschluss kommen. Am 30. November findet der 13. und möglicherweise entscheidende Trilog zwischen Europäischem Parlament, Agrarrat und Kommission statt.
Jan Plagge stimmte dem Europaparlamentarier zu. In Bezug auf den fatalen Vorschlag der EU-Ratspräsidentschaft, Bio-Produzenten für Kontaminationen mit Pestiziden büßen zu lassen, die nicht sie sondern ihre Nachbarn einsetzen, ergänzt der BÖLW-Vorstand: „Die weltfremden Vorschläge stellen das Verursacherprinzip auf den Kopf. Sie schaden Bio-Bauern und denen, die auf Bio umstellen wollen.“ Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen betonte Norbert Lins: "Ich werde kein Ergebnis akzeptieren, dass die Entwicklung von Bio zurück in die Nische führt". Das EU-Parlament hatte sich bereits klar gegen Regeln positioniert, die Bio-Produzenten für Kontaminationen mit Stoffen verantwortlich machen, die im Öko-Bereich nicht eingesetzt werden dürfen. Es sprach sich hingegen für eine Stärkung der vorbeugenden Maßnahmen sowie einer Beibehaltung der Prozesskontrolle aus.
„Bei aller Eile muss weiter sorgfältig gearbeitet werden“, so Plagge. „Es gibt zwar deutliche Fortschritte bei den Regeln für Erzeugung und Verarbeitung und auch über die Struktur und die Ermächtigungen einer neuen Öko-Verordnung, allerdings sind auch noch viele wichtige Fragen offen. Regeln jetzt übers Knie zu brechen, ist nicht sinnvoll. Qualität muss vor Geschwindigkeit gehen.“ Der BÖLW-Vorstand betonte, dass ein schlecht gemachter Verordnungstext die Umsetzung viele Jahre erschweren, die Bundesländer, die Kontrollstellen und die Unternehmen belasten und zu juristischen Auseinandersetzungen führen würden, die vermieden werden könnten: „Damit die Verwaltung effizient arbeiten kann, braucht es handwerklich gute Gesetze. Unsere Bio-Unternehmen brauchen praxistaugliche Regeln und Rechtssicherheit. Wir Bio-Produzenten erwarten von den Europa-Abgeordneten jetzt Standhaftigkeit!“
Foto: Christian Eichert (links), Käserei-Inhaberin Holzinger (2.v.l.), Norbert Lins (2.v.r.) und Jan Plagge (ganz rechts),