Berlin, 06.12.2024. Im ökologischen Weinbau stößt die Regulierung des Falschen Mehltaus (Rebenperonospora) durch den Einsatz von Kupferpräparaten angesichts des Klimawandels an seine Grenzen. Dies war zentrales Ergebnis des Kupferfachgesprächs 2024, zu dem der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und das Julius-Kühn-Instituts (JKI) Wissenschaftlerinnen, Hersteller von Pflanzenbehandlungsmitteln, Vertreterinnen aus Politik und Behörden sowie Öko-Berater und Öko-Erzeugerinnen nach Berlin geladen hatten. Das immer intensivere Auftreten des Pilzerregers (bot. „Plasmopara Viticola“) behindert die weitere Ausdehnung der ökologisch bewirtschafteten Rebfläche und gefährdet damit den Erfolg der Farm-to-Fork-Strategie der EU.
Im Fokus stand das Thema „Kupfer als Pflanzenschutzmittel – Erfolge der Minimierungsstrategie und Suche nach Alternativen”. Matthias Weidenauer von der EU Copper Task Force stellte den aktuellen Stand der Wiedergenehmigung von Kupfer nach Ablauf der derzeitigen Wirkstoffgenehmigung für 2025 dar. Die Daten des jährlichen Kupfermonitorings von vier deutschen Öko-Anbauverbänden und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft verdeutlichen, dass sich die Aufwandmengen eng am tatsächlichen Befall orientieren. Deutliche Einsparungen der Kupferaufwandmengen sind nur in trockenen, klimatisch günstigen Jahren möglich. In klimatisch schwierigen Jahren mit hohen Niederschlagsraten waren größere Mengen nötig; wenn auch immer noch im Rahmen der in der Kupferminimierungsstrategie vereinbarten Höchstmengen.
Aufnahme von Kaliumphosphonat in Anhang I der EU-Öko-Verordnung beantragt
Einhellige Empfehlung: Für die Sicherung der Traubenerträge, der Traubenqualität und der Wirtschaftlichkeit der Öko-Weinbau-Betriebe soll der Einsatz von Kaliumphosphonat als weiterer Baustein der Pflanzenschutzstrategie möglich gemacht werden. Dafür plädierten gleich mehrere Vertreter des VITIFIT-Projekts. Wie der BÖLW berichtete, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium ein entsprechendes Dossier betreffend der Aufnahme von Kalium-Phosphonat in Anhang I der EU-Öko-Verordnung bei der EU-Kommission eingereicht.
Mehr Drohnentechnik im Pflanzenschutz für besseren Bodenschutz
Mit Blick auf eine effizientere Anwendung von Kupferpräparaten im ökologischen Wein- und Kartoffelanbau wurde ein verstärkter Einsatz von Drohnen zur Applikation der Pflanzenschutzmittel verstärkt befürwortet. Bisher ist der Einsatz der Drohnentechnik nur im Steillagenweinbau und zur Applikation von Pflanzenschutzmitteln zur Kronenbehandlung im Fortbereich erlaubt. Die Zulassung der Technik auch für Flachlagen im Weinbau sowie im Kartoffelanbau würde eine effizientere Behandlung des Pflanzenbestands ermöglichen. Zudem würde dies einen wesentlichen Beitrag zum Bodenschutz darstellen, weil dadurch keine schweren Maschinen mehr über feuchte bis nasse Böden fahren müssten.
Züchtung widerstandsfähiger Sorten – wichtiger Baustein der Pflanzenschutzstrategie
Der zweite Tagungstag widmete sich der Züchtung widerstandsfähiger Sorten sowie deren Anbau und Vermarktung. Was kann Züchtung für eine nachhaltige Pflanzenschutzstrategie im ökologischen Landbau leisten? Trotz erfreulicher Züchtungserfolgen kristallisierte sich heraus, dass widerstandsfähige Sorten allein in vielen Kulturen, darunter auch im ökologischen Weinbau, keine Lösung darstellen. Zur Erhaltung der Resistenzeigenschaften ist eine gewisse Anzahl an Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln wie Kupfer weiterhin notwendig. Immerhin kann die Anzahl der Behandlungen um rund 40 bis maximal 50 Prozent reduziert werden.