Berlin, 08.09.2016. Die Bio-Nachfrage hat sich in den vergangenen 10 Jahren verdoppelt. Mehr Ökolandbau ist deshalb eine Chance für immer mehr deutsche Bauern, ihre berufliche Existenz zu sichern. Voraussetzung dafür ist, dass die Politik den Weg dafür frei macht. „In Ökolandbau investieren, heißt Landwirtschaft krisenfest machen“, sagt der Vorsitzende des Bio-Dachverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, anlässlich der heutigen Vorstellung des Agrarhaushaltes im Deutschen Bundestag. „Mit seinem Haushaltsentwurf zementiert Landwirtschaftsminister Christian Schmidt den Status quo anstatt in Richtung krisenfestere Zukunft zu steuern. Wir fragen uns, wie Schmidt seine Zukunftsstrategie Ökolandbau umsetzen will, ohne einen Cent mehr in Bio investieren zu wollen.“
Der entscheidende Topf, das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN), wird trotz der Pläne des Landwirtschaftsministeriums, den ökologischen Landbau auf 20 Prozent auszuweiten in Schmidts Haushaltsentwurf nicht besser ausgestattet. Löwenstein: „Ohne entsprechende Haushaltsmittel wird insbesondere der derzeitige Stau im Bereich der Forschung nicht behoben. Viele innovative Projekte von Ackerbau über Pflanzenschutz und neue Tierhaltungskonzepte bis Züchtung können schon jetzt mangels Finanzmitteln nicht umgesetzt werden. Das ist ein schlechtes Signal, sowohl an die bereits ökologisch wirtschaftenden Betriebe als auch an potenzielle Umsteller.“ Trotz eines Bio-Flächen-Anteils von etwa 7 % werden in den Ökolandbau weniger als 1,5 % der Agrarforschungsmittel investiert. Der BÖLW fordert deshalb eine Erhöhung des Ansatzes für das Bundesprogramm von derzeit 17 auf 60 Mio. €*, um nach jahrelanger Vernachlässigung der Öko-Forschung den Rückstand aufzuholen.
„Jetzt ist das Parlament am Zug. Die Abgeordneten müssen mit einem ausreichend finanzierten Bundesprogramm das klare Signal geben, dass die Politik die immensen Potenziale im Ökolandbau nicht nur erkennt, sondern dass die Entscheidungsträger auch Rahmenbedingungen schaffen, damit immer mehr Landwirte diese Potenziale in ihren Betrieben realisieren können“, so der BÖLW-Vorsitzende. Wenn es beim bisherigen gebremsten Bio-Flächenwachstum bleibt, würde das 20 %-Ziel erst im Jahr 2062 erreicht und eine große Chance für die deutsche Landwirtschaft vergeben. Löwenstein: „Das Instrument Ökolandbau mit Blick auf die aktuelle Landwirtschaftskrise, den Klimawandel und die große Nachfrage nach heimischen Bio-Produkten nicht zu nutzen, wäre unverantwortlich – sowohl im Sinne der Umwelt- und Klimapolitik als auch gegenüber den bäuerlichen Familienbetrieben in Deutschland.“
* Der Haushaltsentwurf des BMEL für 2017 sieht insgesamt Ausgaben von 5,9 Mrd. € vor. 17 Mio. € im BÖLN bedeuten 0,3 % dieses Etats, 60 Mio. € entsprechen etwa 1 %.