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Pressemitteilung

Gentechnik regulieren: Transparenz, Wahlfreiheit & Risikobewertung sichern

Bundesregierung muss sich rechtstreu verhalten

Berlin 21.04.2021. 94 Verbände und Organisationen aus Land- und Lebensmittelwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, Kirche und Gesellschaft fordern die Bundesregierung in einem Positionspapier auf, Gentechnik zu regulieren um Wahlfreiheit zu sichern und das Vorsorgeprinzip umzusetzen.

Die Vorstände des Bio-Spitzenverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) kommentieren:

Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender:

„Es bleibt entscheidend, Gentechnik auch zukünftig gemäß des Vorsorgeprinzips zu regulieren. Nur so bleiben Transparenz, Wahlfreiheit und die Risikobewertung der manipulierten Pflanzen gesichert. Gentechnik zu regulieren, das bedeutet auch, sich rechtstreu zu verhalten. Unsere Politik sollte Gerichtsurteile wie das Urteil des EuGHs aus 2018 respektieren, das die Regulierung der neuen Gentechniken festlegt. Das berührt mit Blick auf die Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaftsbeteiligten die Frage nach Verlässlichkeit und Demokratie.

In den letzten Dekaden des kommerziellen Gentechnik-Anbaus wurde keines der Versprechen erfüllt. Gentechnik stillt weder Hunger, noch löst es die Arten- oder Klimakrise. Vielmehr sichert die Chemieindustrie mit Gentechnik-Saatgut ihr Kerngeschäft über Patente ab, das darin besteht, chemisch-synthetische Pestizide zu verkaufen. Auch in der Zulassungspipeline der neuen Gentechniken trifft man nicht auf Innovation, sondern will alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen – und ein überholtes Agrarsystem zementieren.“

Dr. Alexander Gerber, Vorstand für Landwirtschaft:

„Auch Gentechnik wie CrisprCas bringt bereits bekannte und fatale Probleme mit sich: Gentech-Pflanzen werden patentiert, was Innovation hemmt und zu Einfalt statt Vielfalt führt. Das macht Bäuerinnen und Bauern abhängig. Zudem: Einmal in die Natur freigesetzt, sind Gentech-Organismen nie mehr rückholbar. Und zwar unabhängig davon, wie hoch die Risiken für die Umwelt durch manipulierte Pflanzen oder Tiere sind. Wird Gentechnik nicht konsequent reguliert, verlieren besonders unsere heimischen Landwirtinnen und Landwirte, weil dann vor allem Importe auf den Markt drängen. Das Alleinstellungsmerkmal ‚ohne Gentechnik‘ wird verwässert. Wer Gentechnik in der Landwirtschaft unterstützt, schwächt die Höfe.“

Volker Krause, Vorstand für Herstellung:

„Die gentechnikfreie, mittelständische Bio-Lebensmittelwirtschaft entwickelt sich zu einem immer stärkeren Wirtschaftsmotor, gerade auch im ländlichen Raum. Wir schaffen gemeinsam zehntausende Arbeitsplätze auf dem Land und in der Stadt. Wir können die hohe Qualität aber nur liefern, wenn wir die Wahlfreiheit haben, gentechnikfrei zu produzieren. Gentechnik blockiert uns als Unternehmen und Nachhaltigkeits-Vorreiter, deshalb wollen wir sie jetzt und in Zukunft nicht nutzen. Dass wir Bio-Unternehmen viel Aufwand betreiben müssen, um uns gegen Gentechnik-Kontaminationen zu schützen, ist ein Skandal. Deshalb ist es essentiell, dass alles, was Gentechnik ist, auch als Gentechnik geprüft und gekennzeichnet werden muss. Wenn es die Bundesregierung ernst meint mit der Stärkung der mittelständischen Lebensmittelwirtschaft, muss sie hier endlich aktiv werden.“

Marcus Wewer, Vorstand für Handel:

„Wichtig ist, anzuerkennen, was die Menschen wollen. Jede Umfrage bestätigt aufs Neue, dass der überragende Teil der Bürgerinnen und Bürger keine Gentechnik auf dem Acker und auf dem Teller haben will. Das müssen diejenigen, die die Menschen politisch vertreten, respektieren. Der Handel muss das, was nachgefragt wird, auch anbieten können. Transparenz und Wahlfreiheit sind hier alternativlos.“

Zum Positionspapier der Verbände: https://www.boelw.de/verbaendepositiongentechnik

Mehr zum Thema Gentechnik auf https://www.boelw.de/themen/gentechnik/.

Alle BÖLW-Termine auf https://www.boelw.de/service/termine/.

Alle BÖLW-Meldungen auf https://www.boelw.de/presse/meldungen/.


3.198 Zeichen (Statements), Veröffentlichung honorarfrei, um ein Belegexemplar wird gebeten, Ansprechpartner: Pressestelle BÖLW, Joyce Moewius, Tel. +49 30 28482-307

Der BÖLW ist der Spitzenverband deutscher Erzeugerinnen, Verarbeiter und Händlerinnen von Bio-Lebensmitteln und vertritt als Dachverband die Interessen der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland. Mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken werden jährlich von rund 51.600 Bio-Betrieben 14.99 Mrd. € umgesetzt. Die BÖLW-Mitglieder sind: Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller, Biokreis, Bioland, Biopark, Bundesverband Naturkost Naturwaren, Demeter, Deutscher Tee & Kräutertee Verband, Ecoland, ECOVIN, GÄA, Interessensgemeinschaft der Biomärkte, Naturland, Arbeitsgemeinschaft der Ökologisch engagierten Lebensmittelhändler und Drogisten, Reformhaus®eG und Verbund Ökohöfe.