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Relative Vorzüglichkeit von Öko steigt, Einkommen schwächer

Wirtschaftlichkeit des Ökolandbaus

Berlin, 12.02.2020. Im Durchschnitt verschlechterte sich die Einkommenssituation von Bio-Betrieben im Wirtschaftsjahr (WJ) 2018/19. Gemäß einer vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft durchgeführten Auswertung der Testbetriebsdaten fiel der Gewinn plus Personalaufwand je Arbeitskraft (AK) um 6 %. Noch deutlichere Einbußen verzeichneten die konventionellen Vergleichsbetriebe - im Schnitt lag das Einkommen der Bio-Betriebe deshalb um 36 % höher. Ausgewertet wurden die Buchführungsabschlüsse von 456 Bio- und 2.026 vergleichbaren konventionellen Betrieben.

Im Wirtschaftsjahr 2018/19 lag das Unternehmensergebnis der Bio-Testbetriebe [1] im Durchschnitt bei 58.757 €. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von 10 %. Der Gewinn plus Personalaufwand je AK betrug bei den Öko-Testbetrieben im Durchschnitt 37.447 € und ging damit gegenüber dem Vorjahr um 6 % zurück. Ein Grund hierfür war die schlechte Ernte, die zu 6 % weniger Umsatzerlösen führte und welche die Bio-Betriebe nur zum Teil durch ebenfalls niedrigere Auf-wendungen ausgleichen konnten. Vergleichbare konventionelle Betriebe erzielten im WJ 2018/19 im Durchschnitt ein Unternehmensergebnis von 35.912 € und einen Gewinn plus Personalaufwand je AK von 27.453 €. Das durchschnittliche Einkommen der Öko-Betriebe übertraf damit das Einkommen der konventionellen Vergleichsbetriebe um rund 10.000 € bzw. 36 %. Im Vorjahr lag die Differenz bei 7.000 €. Die Zunahme der relativen Vorzüglichkeit von Bio ist in erster Linie auf relativ gesehen höhere Ertragsverluste der konventionellen Betriebe sowie einen deutlicheren Anstieg der Kosten für konventionell erzeugte Futtermittel zurückzuführen.

Wie die nach Betriebsformen differenzierte Analyse zeigt, waren die Einkommensunterschiede zwischen Bio- und vergleichbaren konventionellen Ackerbaubetrieben besonders ausgeprägt. Im Durchschnitt lag die Einkommensdifferenz hier bei 56 %. Ebenfalls deutlich höhere Einkommen erzielten ökologisch wirtschaftende sonstige Futterbaubetriebe (+45 %) und Gemischtbetriebe (+37 %), während sich das durchschnittliche Einkommen ökologischer und vergleichbarer konventioneller Milchviehbetriebe um 17 % unterschied.

Bemerkenswert ist auch, dass 28 % der Öko-Betriebe mindestens einen doppelt so hohen Gewinn wie ihre konventionellen Vergleichsbetriebe erzielen konnten (Vorjahr: 26 %). Der Anteil der relativ gesehen weniger erfolgreichen Öko-Betriebe mit einem maximal halb so hohen Gewinn betrug – wie im Vorjahr – 15 %.

Autor: Dr. Jürn Sanders, Thünen-Institut für Betriebswirtschaft

[1] Die Analyse der wirtschaftlichen Lage der ökologisch wirtschaftenden Betriebe basiert auf einer Auswertung der Buchführungsabschlüsse aus dem deutschen Testbetriebsnetz. Hierbei handelt es sich um eine nur eingeschränkt repräsentative Stichprobe der Öko-Betriebe in Deutschland. Als Kennzahlen zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit wird der auch als Einkommen bezeichnete Erfolgsmaßstab „Gewinn plus Personalaufwand je AK“ herangezogen. Dies ermöglicht die Berücksichtigung von Betrieben mit unterschiedlichen Rechtsformen. Um die strukturellen Unterschiede zwischen der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft zu berücksichtigen, werden den Öko-Betrieben konventionelle Vergleichsbetriebe mit ähnlichen Standortbedingungen und Produktionsfaktoren gegenüber gestellt.