Berlin, 20.03.09. | Der in Berlin vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) vorgestellte Gentechnik-Schadensbericht zeigt, dass die Nutzung der Agro-Gentechnik keinen gesamtwirtschaftlichen Nutzen bringt. Vielmehr verursacht der Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen extrem hohe Kosten in der gesamten Lebensmittelkette. Sie entstehen durch stark steigende Saatgutpreise sowie erforderliche Maßnahmen zur Vermeidung drohender Resistenzen, der Trennung der Warenströme und Analysen. Dazu kommen Schäden in Höhe von einigen Milliarden US Dollar, die bei Mais und Reis durch Kontaminationen mit nicht zugelassenen Gen-Konstrukten verursacht wurden. Die allenfalls geringen Kostenvorteile beim Anbau der Gen-Saaten rechnen sich auch in der Landwirtschaft nur kurzfristig. Klare Gewinner des Einsatzes von genmanipulierten Saaten sind eine Handvoll Konzerne, allen voran Monsanto, die sich mit Patenten auf Saatgut hohe Gewinne sichern.
Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des BÖLW, zieht Bilanz: „Profite aus der Agro-Gentechnik ziehen nicht die Landwirte oder Verbraucher – sie fallen allein bei den Saatgutkonzernen an. Es ist nicht einzusehen, warum diese Unternehmen durch Gesetze vor einer umfassenden Haftung geschützt werden und Gen-Saaten bei der Zulassung nur völlig unzureichend auf Umweltschäden und ökonomische Auswirkungen überprüft werden. Wir fordern die Verankerung einer umfassenden Verursacherhaftung und eine Reform des EU-Zulassungsverfahrens. Angesichts solcher Zustände muss Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner den Anbau stoppen und sich dem Ansinnen der EU-Kommission, jetzt weitere Genmais-Sorten zu zulassen, widersetzen.“
Christoph Then, der als unabhängiger und kritischer Experte die Studie miterstellte, erläutert: „Insgesamt belaufen sich die Schäden durch Kontaminationen mit nicht zugelassenen Gen-Konstrukten sowie die Kosten für die notwendige Warentrennung auf etliche Mrd. US Dollar. Gleichzeitig zeigen verschiedene Studien zur Wirtschaftlichkeit des Anbaus, dass Landwirte nur in Ausnahmefällen unter eng begrenzten Bedingungen die Mehrkosten für das gentechnische Saatgut wieder einspielen können. Das gilt auch für Deutschland und auch nur dann, wenn die Koexistenzaufwendungen auf andere abgewälzt werden.“ Er ergänzt: „Gentechnik verteuert Saatgut enorm, bei Gen-Saaten steigen die Saatgutpreise weitaus schneller als bei herkömmlichen Kulturen, ohne dass sich der Ertrag entsprechend steigert.“
Ergänzt wurden diese Aussagen durch Stefan Rother, Frosta AG und Vorstand der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller: „Unsere Kunden erwarten natürliche Produkte, die ohne Gentechnik hergestellt werden. Dem wollen und müssen wir als Unternehmen nachkommen. Der unzulängliche Ordnungsrahmen im Bereich Gentechnik führt dazu, dass mittelständische Unternehmen die Risiken und Kosten tragen müssen, die durch den Einsatz der Gentechnik verursacht werden, obwohl wir sie nicht wollen.“
Die 1. Auflage wurde mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Ökologie & Landbau erstellt. Mittlerweile ist eine 2. Auflage erschienen (2015) und hier verfügbar.
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