Berlin, 12.10.2022. Das Bundeskabinett brachte heute eine verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung auf den Weg, die nun im Bundestag beraten wird. Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand des Bio-Spitzenverbands Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), kommentiert:
"Heute ist ein guter Tag für Verbraucherinnen und Verbraucher. Künftig sollen sie beim Einkauf tierischer Erzeugnisse auf einen Blick erkennen können, wie ein Tier gehalten wurde.
Eine verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung ist für tierhaltende Bäuerinnen und Bauern wichtig. Denn zahlreiche Höfe streben eine Verbesserung ihrer Tierhaltung an und warten bereits seit Jahren auf eine verbindliche Regelung, um ihr geplantes Investment in den Umbau endlich vorantreiben zu können.
Dass bei der geplanten Kennzeichnung Bio eigenständig erkennbar sein soll, ist richtig. Denn Bio ist der höchste europäisch geregelte gesetzliche Standard für artgerechte Tierhaltung und wird von 10.000en Bäuerinnen und Bauern mit innovativen Ställen, viel Auslauf und Bio-Futter praktiziert. Die bei Bio vorgeschriebene flächengebundene Tierhaltung sorgt dafür, dass nur so viele Tiere auf der Fläche gehalten werden, wie für den Boden gut ist. Dies hat zudem positive Effekte für Klimaschutz und saubere Gewässer.
Die jetzt vorgeschlagene Kennzeichnung betrifft zunächst Frischfleisch vom Schwein. Wichtig ist, dass Bundesagrarminister Cem Özdemir im nächsten Schritt auch verarbeitete Produkte, weitere Tierarten und die gesamte Lebenszeit der Tiere berücksichtigt. Bei Bio umfasst die Kennzeichnung bereits heute all diese Bereiche.
Damit der Umbau der Tierhaltung in der Breite gelingen kann, ist es wichtig, dass die Bundesregierung einen finanziellen Ausgleich für den erhöhten Aufwand einer besseren Haltung honoriert. Die Borchert-Kommission hat dafür Vorschläge vorgelegt. Ebenso für die Finanzierung eines solchen Programms. Das Ordnungsrecht und seine Umsetzung müssen verbessert werden, um die Vorgaben für Schlachtung und Transport der Tiere zu verbessern.“
Hintergrund
Die Eierkennzeichnung zeigt, wie erfolgreich eine verpflichtende staatliche Haltungskennzeichnung für den Umbau der Tierhaltung ist. Auch, wenn jetzt eine nationale Regelung vorgelegt wird, muss diese perspektivisch in eine europäische überführt werden. Es ist auch mit Blick auf Europa konsequent, dass Bio dabei eine eigene Stufe erhält, da mit der EU-Öko-Verordnung ein klar abgegrenzter, gesetzlicher europäischer Standard für eine artgerechte Tierhaltung besteht. Dieser wurde Mitte der neunziger Jahre geschaffen. Die Regelungen wurden zuletzt zum 1.1.2022 von EU-Kommission, EU-Parlament und -Rat neu gefasst.
Bio-Schweine erhalten bis zu 50 Prozent mehr Platz gegenüber der geplanten nächstliegenden konventionellen Stufe. Während sich die geplanten Vorgaben zunächst auf die Haltung von Mastschweinen beziehen, umfassen die Vorgaben für Bio auch die Haltung für Sauen und Ferkel. Bio-Ferkel werden knapp sechs Wochen gesäugt. Konventionell sind drei bis vier Wochen üblich. Durch strenge Vorgaben wird der Einsatz von Antibiotika bei Bio-Tieren massiv reduziert.
Die Bio-Vorgaben für hofeigene und regionale Futtermittel machen unabhängiger von Importen und sichern so die heimische Versorgung mit Lebensmitteln ab. Der Einsatz von Bio-Futter sorgt dafür, dass auf den Anbauflächen keine Pestizide eingesetzt werden und es findet keine Überdüngung statt. Die Bio-Futter-Flächen haben einen hohen Naturschutzwert durch vielfältige Kulturen und Ackerbegleitflora. Damit sind sie eine wichtige Nahrungsgrundlage für Insekten und Vögel. Bio-Betriebe engagieren sich für die Weiterentwicklung der Tierhaltung: Die Zucht auf Lebensleistung bei Milchkühen findet vorrangig auf Bio-Betrieben statt. Eine Bio-Initiative züchtet moderne Zweinutzungshühner, um das Töten von Küken zu vermeiden.
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Mehr zum Thema Tierhaltung im Bio-Recht gibt es auf www.allesueberbio.de/haben-bio-kuehe-schweine-und-huehner-auslauf/.
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Der BÖLW ist der Spitzenverband deutscher Erzeugerinnen, Verarbeiter und Händlerin-nen von Bio-Lebensmitteln und vertritt als Dachverband die Interessen der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland. Mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken werden jährlich von rund 52.000 Bio-Betrieben 15,87 Mrd. € umgesetzt. Die BÖLW-Mitglie-der sind unter anderem: Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller, Biokreis, Bio-land, Biopark, Bundesverband Naturkost Naturwaren, Demeter, Ecoland, ECOVIN, GÄA, Interessensgemeinschaft der Biomärkte, Naturland, Arbeitsgemeinschaft der Ökologisch engagierten Lebensmittelhändler und Drogisten, Reformhaus®eG und Verbund Ökohöfe. Wer wir sind: https://www.boelw.de/ueber-uns/mitglieder/